Dr. Benedikt Polaczek
Institut für Biologie/Zoologie,
Freie Universität Berlin

 

 

Wie arbeite ich erfolgreich mit 60% Ameisensäure
mit den Nassenheider Verdunstern?

 

Seit 30 Jahren muss jeder Imker im Spätsommer/Herbst eine Behandlung gegen Varroa destructor Milben durchführen. Fettlösliche Mittel sammeln sich in Bienenprodukten und führen zur Entstehung von Varroaresistenz. Als Alternative können organische Säuren verwendet werden. Unter den organischen Säuren ist die Ameisensäure besonders geeignet, da diese Milben zuverlässig bekämpft und Bienen diese Behandlungen gut vertragen.

Seit Anfang der neunziger Jahre werden die Bienenvölker der Freien Universität Berlin ausschließlich nur mit 60% Ameisensäure im Nassenheider Verdunster behandelt. Die folgenden Darstellungen beruhen auf der seither gesammelten Erfahrung mit Ameisensäure und den Nassenheider Verdunstern.

Die Ameisensäure war schon in den Illertisser Milbenplatten zugelassen, jedoch wirkte diese als Schocktherapie und ein recht großer Anteil der Bienen und oftmals auch Königinnen wurden getötet. Erst im Nassenheider Verdunster wirkt die Ameisensäure stabil und zuverlässig. Hierbei verdunstet die Ameisensäure über einen längeren Zeitraum in kleineren Mengen.

Die Varroabekämpfung mit dem Nassenheider Verdunster ist ein Teil in unserer Betriebsweise, um den Milbenbestand in unseren Völkern auf einem geringen Niveau zu halten.

 

Unsere Betriebsweise:

April – Juni:    Ausschneiden und Vernichten verdeckelter Drohnenbrut des Baurahmens

Mai – Juni:      Ablegerbildung (dadurch Teilung der Bienen- und Milbenpopulation)

Juli – August:  Nach der letzten Honigentnahme Zwischenbehandlung mit 60%
Ameisensäure im Nassenheider Verdunster

Ende September – Oktober: Zweite Varroabehandlung mit Ameisensäure mit Nassenheider horizontal im Rähmchen, Vereinigung der alten Wirtschaftsvölker mit Ablegern

 

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Milbenbekämpfung

Um eine hohe Abtötung von Milben zu erreichen, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

- Schließen des Gitterbodens

- Das Flugloch (entsprechend der Volksstärke) bleibt offen.

- 24 Stunden nach Beginn der Behandlung Kontrolle der verdunsteten Ameisensäure.

 

Aufbau und Wirkungsweise des Nassenheider Verdunsters

Aus dem Vorratsbehälter (Nr.1) fließt eine kleine Menge an Säure in die Verdunstungskammer (Nr.2), dort verdunstet diese über den Docht (Nr.4). Eine Platte (Nr.3) schützt die Bienen vor dem direkten Kontakt mit der Säure. Es gibt als Alternative auch einen Gitterkorb, der die Bienen vor dem Kontakt mit der Säure abhält. Die Verdunstungsmenge ist abhängig von der Dochtgröße und Temperatur.

 

Anwendung des Nassenheider Verdunsters

Zeitpunkt: Nach der letzten Honigabschleuderung, bis September (bei Tagestemperaturen über 15°C) 

Position im Volk: in Brutnähe, aber immer nach einer Deckwabe

Dosierung: Völker auf einer Zarge 100 ml, auf zwei Zargen 180 ml

Dochtgröße: Völker auf einer Zarge – 18 cm² - kleiner Docht, auf zwei Zargen - 30cm² - großer Docht

Optimale Verdunstung: etwa 10 ml / Zarge / Tag

Wirkungsgrad: 92 - 98 % 

Der zugelassene Nassenheider Verdunster wirkt (ähnlich wie die besten Varroazide) sehr gut bis Mitte September. Bei einem Abfall der Temperaturen sinken die verdunstete Ameisensäuremenge und auch der Wirkungsgrad der Behandlung ab.

Um Ende September 60% Ameisensäure zu verdunsten, muss der klassische Nassenheider Verdunster umgebaut werden in einen Nassenheider horizontal. Hierbei wird die Verdunstungsfläche vergrößert und so kann die Ameisensäure weiterhin ihre Wirkung entfalten.

 

Der klassische Verdunster wird umgebaut von einem direkten Verdunster in einen Austropfer.

Er steht mit den Füssen (Nr.3) auf einem großen Fließ als Docht (Nr. 5). Der Docht des Nassenheider Verdunsters wird durch einen U-förmigen Docht (Nr. 4) ersetzt. Dieser Docht führt die gewünschte Menge an Ameisensäure auf den horizontalen Docht (Nr.5), von wo diese verdunstet. Der horizontale Docht (Nr.5) liegt auf einer Folie (Nr.8). Die Folie (Nr.8) liegt direkt auf dem Oberträger der Rähmchen und gewährleistet, dass die Ameisensäure nicht auf die Brutfläche tropft und geschädigt wird. Die Größe des nassen Flecks der Ameisensäure ist abhängig von der Temperatur. Der nasse Fleck ist bei hohen Temperaturen (Nr.6) kleiner, bei niedrigen Temperaturen (Nr.7) größer.

 

Der Nassenheider horizontal benötigt in einer solchen Ausführung eine leere Zarge. Sie wird auch bei der Behandlung mit Ameisensäuredämpfen gefüllt. Am besten wird eine Halbzarge verwendet. Bei einer vollen Zarge müsste ein größerer Docht verwendet und eine größere Ameisensäuremenge verdunsten.

Noch besser ist es, wenn der Austropfer im einem Rähmchen einbaut wird. Im diesen Fall wird der Applikator in ein Rähmchen geschraubt und das Vliestuch vertikal aufgespannt. Diese Verwendung hat auch den Vorteil, dass die benötigte Ameisensäuremenge geringer ist, da die Halbzarge entfällt.

 

Anwendung des Nassenheider horizontals (Austropfer)

Zeitpunkt: Oktober / November

Position im Volk: in Brutnähe, kann aber auch als Randwabe hängen

Dosierung: Völker auf einer Zarge 100 ml, auf zwei Zargen 180 ml

Dochtgröße: Völker auf einer Zarge – mittlerer Docht, auf zwei Zargen – großer Docht

Optimale Verdunstung: etwa 10 - 15 ml/Zarge/Tag

Wirkungsgrad: 92 - 97 % 

Um gute Völker im Frühling zu erhalten, müssen die Völker bereits im Sommer und Herbst vorbereitet werden. Die zugelassene 60%-ige Ameisensäure wirkt im Nassenheider Verdunster (im Spätsommer)  und Nassenheider horizontal im Herbst so gut wie die besten Varroazide. Die Milben werden zuverlässig abgetötet und zusammen mit einer entsprechenden Völkerführung können die Bienen besser überwintern.

Ameisensäure in Kombination mit den Nassenheider Verdunstern ist für Bienen und Königinnen gut verträglich und wird rückstandslos abgebaut. Dadurch werden die Bienenprodukte nicht durch Varroaziden belastet und eine hohe Qualität dieser gewährleistet.