Imkermeister Anton Reitinger
4755 Zell an der Pram, Österreich
Workshop Propolis: Entstehung-Gewinnung-Verarbeitung

Der Name Propolis kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus Pro (vor)Polis (Stadt). Im Bienenvolk dient Propolis als Baustoff, zum Abdichten von undichten Stellen des Bienenstockes und vor allem als Sterilisationsmittel. Ohne diese Wirksubstanz wäre wahrscheinlich die Biene schon lange ausgestorben. Denn die Luftfeuchtigkeit im Bienenvolk beträgt 75 % und die Temperatur 34 °C. Oder auch, dass im Frühling bis Sommer täglich bis zu 2.000 und mehr an Jungbienen schlüpfen, ein Bienenvolk es bis auf 70.000 Individuen bringt und damit unzählige Substanzen täglich einbringt. Allein durch den Nektar- und Honigtaueintrag mit bis zu 60 - 70 % Wassergehalt wäre die Verschimmelung des gesamten Bienenstockes vorprogrammiert.

Wo finden die Bienen diese Natursubstanzen?

Bei uns in den gemäßigten Zonen, vor allem auf verschiedenen Bäumen, vorwiegend Pappeln aber auch von Knospen des Stein- und Kernobstes, von den Rinden verschiedener Bäume, aber auch von Nadeln der Nadelbäume, es sind dies vorwiegend Harze und Balsame.

Die Biene hat Schwerstarbeit zu verrichten, um bis zu 400 Naturstoffe zu sammeln, selbst aufzubereiten, mit körpereigenem Wachs und Sekreten anzureichern, um für sich das älteste und stärkste natürliche Antibiotikum zu produzieren, um sich selbst und den Bienenstock zu schützen. Da die antibiotische Wirkung auf vielen verschiedenen Substanzen beruht, ist eine Resistenzbildung – Gewöhnungseffekt ausgeschlossen.

Die Gewinnung der Rohpropolis

Eine Grundvoraussetzung für die Gewinnung einwandfreier Propolis ist vor allem ein hochwertiges, unbelastetes Bienenwachs. Die Realität aller Varroamaßnahmen ist bewusst mit wachsunbelastenden Wirkstoffen anzugehen und vor allem ist auch der richtige Zeitpunkt dieser Maßnahmen zu wählen.

Sehr wichtig ist auch, dass die Propolisgewinnung mit unbelasteten Beuten in denen keinerlei Verwendung von z.B. Fluvalinat –und/oder Coumaphoshältigen sowie anderen chemischen Varroamittel verwendet wurden und werden. Selbstverständlich sind vor der Restentmilbung auch mit Oxalsäure, die Propolisauflagen Gitter zu entfernen.

In den diversen Imkerbedarfsgeschäften werden die verschiedensten Auflagegitter ange-boten; das teuerste muss nicht immer das beste Produkt sein. Entscheidend für einen guten Erfolg ist die Bereitschaft des Biens Propolis zu sammeln (gute Kitter) und vor allem auch die Flora und Fauna des Standortes. Bei der europäischen Honigbiene kann man mittels Gitterauflagen von 100 g bis zu 200 g und Jahr ernten. In tropischen Gebieten wird Propolis aus anderen Pflanzen gesammelt, z.B. die grüne Propolis in Brasilien von den Blattknospen der Alecrimpflanze in wesentlich größeren Mengen pro Volk.

Nach der Hauptentmilbung werden bei den Magazinbeuten die Propolisgitter, darüber eine Folie auf die Rähmchen gelegt; bei den Hinterbehandlungsbeuten an die Waben angescho-ben. Vor der Restentmilbung sind die Propolisgitter zu entfernen.

Man bereitet eine etwas größere Schachtel mit zwei lebensmittelechten, geruchsneutralen Folien vor. Schon bei der Entnahme aus dem Volk werden Gitter für Gitter möglichst genau auf Fremdstoffe wie eventuell Holzspäne, Bienendrahtreste, auch mal eine tote Biene kontrolliert. Falls vorhanden, sofort entfernen und Gitter für Gitter auf die Folie in die Schachtel legen und mit der Folie abdecken. Wenn man am Bienenstand gewissenhaft gearbeitet hat, muss man die Gitter zu Hause angekommen nicht mehr durchsehen sondern wie diese aus dem Volk entnommen wurden mit der Schachtel sofort in einer Tiefkühl-truhe/zelle mindestens für 5 Tage bei minus 18 °C und darunter lagern. Konnte am Bienenstand nicht gewissenhaft gearbeitet werden, sind die Gitter vor der Lagerung in der Tiefkühltruhe/zelle unbedingt auf Fremdkörper zu überprüfen!

Verarbeitung der Rohpropolis

Auf einem, mit saubereren Pappkartons (Gläserkarton) ausgelegten Arbeitstisch möglichst im Nahbereich der Tiefkühltruhe/zelle werden die Gitter bearbeitet. Für die Hände werden saubere Handschuhe übergestülpt und eine Spatel sowie ein kantiges Stück Hartholz bereit gelegt. Nun werden immer wieder maximal zwei Gitter auf der Auflage gerollt, gedrückt und versucht mit Druck und rollenden Bewegungen die gefrorene Propolis möglichst vom Gitter zu lösen. Nach einigen Bewegungen stellt man die eingerollten Gitter auf, rollt diese aus und entfernt mit dem kantigen Hartholz oder/und der Spatel die restliche Propolis vom Gitter. Bei dieser Arbeit kann man schon die Qualität der Propolis sortieren, die beste, glänzende Ware trennt man von Ware mit einem höheren Wachsanteil. Die schönste, hochwertigste Ware verwende ich selbst feinst gemahlen, direkt eingerührt im Cremehonig für Spezialprodukte. Die Ware mit einem höheren Wachsgemisch wird gemahlen und die enthaltene Propolis mit Alkohol ausgelaugt.

Je nachdem wie viele Gitter man zu bearbeiten hat, kann man das Propolis -Wachsgemisch entweder sofort mit einer elektrischen Kaffeemühle mahlen oder friert dieses nochmals fest verschlossen ein. Bei Bedarf wird dieses mit einer elektrischen Kaffeemühle gemahlen und in einem 96 %igen Weingeist oder 70 % Abfindungsbrand, kein Vorlauf im Verhältnis von ca 250 g Propolis -Wachsgemisch und 1 Liter Alkohol für mindestens 3 Wochen ausgelaugt. Täglich 2 – 3-mal schütteln oder rühren, Standort Raumtemperatur, nicht in der Sonne. Nach der Auslaugungsphase wird die Masse u.a. mit einem Melithermtuch filtriert, eine Probe zur Feststellung des Propolisgehaltes an ein Labor übermittelt, abgefüllt oder in einer Braunflasche gelagert. Für die Qualität ist vor allem auch sehr wichtig, dass die Propolisgitter sofort nach der Entnahme aus den Bienenvölkern nicht offen herumliegen, sondern diese ehest tiefgefroren werden. Auch, dass das Propolisgemisch nach dem Abstreifen von den Gittern bis zur weiteren Verarbeitung gut verschlossen gelagert wird und damit wertvolle Inhaltstoffe wie ätherische Öle, Aromen möglichst erhalten bleiben.

Gutes Gelingen!