Margret Irmer

 

Allos Walter Lang GmbH , Zum Streek 5, 49457 Mariendrebber

 

Gentechnikfrei – ein Qualitätskriterium für Honig?

 

Im Verbraucher-Bewusstsein nimmt Honig eine herausragende Stellung ein, er gilt als besonders gesund, natürlich und unverfälscht. Ein fertiges von Bienen geschaffenes Naturprodukt, ohne manipulierte Inhaltsstoffe, ohne ein Zutun durch den Menschen. Dies sind die entscheidenden Aussagen, mit denen Honig von Imkern und der Honigbranche beworben und vermarktet wird. Mit einer Kultivierung von Pflanzen, die verändertes Erbgut enthalten, lassen sich diese Verbrauchererwartungen nicht mehr vereinbaren. Honig ist vor Verunreinigungen durch GVO Anbau nicht geschützt und eine Kontamination mit gentechnisch veränderten Substanzen ist schon jetzt nicht mehr mit Sicherheit auszuschließen.

 

Weltweit existieren bereits mehr als 100 Millionen Hektar Anbauflächen mit transgenen Pflanzen. Eine Studie prognostiziert für das Jahr 2015 eine Fläche von mind. 200 Mio Hektar und 20 Millionen GV0 produzierende Landwirte (Quelle : ISAAA).

 

In Deutschland ist die Anbaufäche im Jahr 2007 von „nur“ 2.638 ha zwar noch relativ gering, hat sich aber gegenüber 2005 mit 342 Hektar in nur 3 Jahren bereits verdreifacht !

 

 

Rechtliche Situation

 

Die Kennzeichnung von GVO in Lebensmitteln wird geregelt durch die Neuartige Lebensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verordnung (NLV). Nach derzeitigem Stand dürfen max. 0,9 % zufällige oder technisch unvermeidbare GV0-Bestandteile enthalten sein. Wird dieser Wert überschritten, muss das Produkt als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden. Bei Bio-Produkten ist der Einsatz von GVO verboten. In der neuesten EU-Bio-Verordnung heißt es zur Verunreinigung mit GV0:

„ Es ist das Ziel, das Vorkommen von GVO in ökologischen/biologischen Erzeugnissen auf das geringstmögliche Maß zu beschränken. Bei den bestehenden Kennzeichnungsschwellen handelt es sich um Höchstwerte, die ausschließlich mit einem zufälligen und technisch nicht zu vermeidenden Vorhandensein von GVO im Zusammenhang stehen.“

Der Gehalt an wasserunlöslichen Bestandteilen wie Blütenpollen darf laut Honig-Verordnung max. 0,1 % betragen (bei Presshonig 0,5 %). Aus diesem Grund wird beim Honig logischerweise niemals der Schwellenwert von 0.9% erreicht. Allerdings sind die Nachweisgrenzen wesentlich niedriger, so dass durchaus auch Anteile von weniger als 0,1 % transgene Pollen im Honig gefunden werden können. Dennoch geben die Analysen keine Sicherheit, da Blütenpollen im Honig nicht homogen verteilt sind.

Für andere Bienenprodukte, wie Blütenpollen und Gelee Royale könnte der  Schwellenwert von 0,9%  allerdings leicht überschritten werden.

Kann Gentechnikfreiheit zukünftig für Honig garantiert werden?

GVO Verunreinigungen können im Honig verursacht sein durch:

gv Pflanzen die als Lebensmittel oder Futtermittel dienen

Da diese Produkte von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden, besteht eine gewisse Hoffnung, dass der Anbau zumindest in Europa eingeschränkt bleibt. Dennoch sollte es uns nicht gleichgültig sein, wenn der Anbau auf anderen Kontinenten stattfindet. Eine weltweit intakte Natur, insbesondere die Tropenwälder als grüne Lungen, sind für uns Europäer genauso wichtig, wie Umweltschutz und ökologischer Anbau in Europa.

 

gv-Pflanzen für medizinische Zwecke

 

Die rote Gentechnik wird im allgemeinen gesellschaftlich akzeptiert, daher wird es hier nicht die Widerstände geben wie bei den gv-Nahrungspflanzen.

 

Andere gv-Nutzpflanzen

 

Sogenannte Energiepflanzen und andere Nutzpflanzen wie z.B. Baumwolle, werden den Lebensmittel-Konsumenten weniger interessieren, da er sie ja nicht essen muss. Auch hier wird es mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit geben. Eine weitere Nahrungsquellen-Verarmung für die Bienen wäre mit solch einem großflächigen GV0-Anbau bereits vorprogrammiert, ganz zu schweigen von allen anderen bereits bekannten negativen Auswirkungen, die die Zauberlehrlinge der Gentechnik bereits verursacht haben.

Wir können für Honig aus den meisten Herkunftsländern (incl. Deutschland) nicht mehr ausschließen, dass er mit transgenen Pollen kontaminiert sein könnte, denn gv-Pflanzen können sich bereits überall in der Natur verbreitet haben, nicht nur durch kommerziellen Anbau sondern auch durch Freisetzungsversuche und bereits verunreinigtes Saatgut, wie es vom Raps-Saatgut in Deutschland mehrfach bekannt wurde. Saatgut von gv-Pflanzen wird häufig in den gleichen Containern  gelagert und transportiert und auf diese Weise beim noch genfreien konventionellen Anbau mit freigesetzt. Ferner werden Pollen von gv-Pflanzen durch Insekten und durch Wind verbreitet.

In der jetzigen Situation gibt die Fa. Allos ihren Kunden aus den oben genannten Gründen keine Zusicherung über Gentechnikfreiheit des Honigs, obwohl Bio Honig natürlich ohne Einsatz von GVO erzeugt wird. Als Hersteller von ökologischen Lebensmitteln versteht es sich von selbst, dass wir entschieden gegen Gentechnik eintreten und dass wir die Natur mit ihrer Artenvielfalt und ihren ökologischen Kreisläufen bewahren wollen. Über unsere Mitgliedschaft im Bundesverband für Naturkost und Naturwaren sowie im AOEL – Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller versuchen wir aktiv auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Die Fa. Allos hat bereits mit erheblichen finanziellen Beträgen Imkerklagen gegen den Anbau von gv-Mais unterstützt und sich an der Compact-Plakat-Aktion gegen Gentechnik beteiligt.

 

Honig-Image und Verbraucher Erwartungen

 

Kein anderes Lebensmittel wird so sehr mit Natürlichkeit, Ursprünglichkeit, Unverfälschtheit und Gesundheit in Verbindung gebracht wie Honig. Für gesundheitsbewusste Verbraucher gilt Honig darüber hinaus als vollwertiges Lebensmittel, als alternatives Süßungsmittel und als Naturheilmittel.

Kein anderes Lebensmittel zeigt so deutlich die ökologischen Zusammenhänge in der Natur.

Kein anderer landwirtschaftlicher Zweig genießt ein so gutes Image bezüglich natur- und umweltverträglicher Erzeugung wie die Imkerei. Sie gilt geradezu als eine letzte, schon fast idyllisch anmutende Nahrungsmittelproduktion im Einklang mit der Natur. Mehr als allen anderen Lebensmittelerzeugern wird Imkern großes Vertrauen entgegengebracht. Keine andere Branche kann diesen Vorteil für sich in Anspruch nehmen. Kein anderes Lebensmittel wird unter derart natürlichen Bedingungen erzeugt wie Honig. Kein anderes Lebensmittel ist allerdings auch so sehr ein Abbild der Natur aus der er stammt, zumindest in dem Flugradius des Bienenstocks, der bis zu 10 km betragen kann. Honig kann nicht in der Weise kontrolliert erzeugt werden, wie man es bei anderen landw. Produkten gewohnt ist, denn er wird nicht vom Imker erzeugt sondern von den Bienen.

Im Umkehrschluss heißt das jedoch: Kein anderes Lebensmittel wird in Zukunft einer gentechnischen Verunreinigung stärker ausgesetzt sein als Honig.

 

 

Der Trend zu einer naturgemäßeren Ernährungsweise

 

Der Bio Boom, der nun auch die Lebensmitteleinzelhandelsketten und Discounter erreicht hat,

und Jahr für Jahr mit einem zweistelligen Wachstum aufwartet, macht es deutlich - immer mehr Verbraucher bevorzugen eine umweltgerechtere Ernährungsweise und sind bereit, dafür mehr zu zahlen. Der Anteil der Bio-Lebensmittel am gesamten Lebensmittelmarkt in Deutschland beträgt derzeit bereits 4,6 % ( ein beachtlicher Anstieg, denn vor ca. 10 Jahren waren es noch weniger als 1%) Bei Babykost beträgt der Bio-Umsatz  bereits 58 % des gesamten Verkaufs.

Es sind nicht mehr nur die gesundheits- oder umweltbewussten oder besonders kritischen Verbraucher, sondern auch die Käuferschichten, die Natur und Genuss miteinander verbinden und dies als ein Plus für ihre Lebensqualität empfinden. Außerdem wird immer mehr Wert auf Transparenz und Rückverfolgbarkeit gelegt. Ökologische, naturbelassene, regionale, klimafreundlich und umweltgerecht erzeugte Produkte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Honig kann selbstverständlich in diese Auflistung eingereiht werden. Doch für alle diese Produkte wird vom Konsumenten Gentechnikfreiheit vorausgesetzt.

 

 

Qualität, die für ein hochwertiges Naturprodukt vorausgesetzt wird

 

Die Honigqualität besonders zu schützen hat eine lange Tradition und ist begründet in dem hohen Ansehen, das Honig seit jeher genießt. Honig galt schon immer als ganz besonderes Lebensmittel. Seine Unverfälschtheit wurde gesetzlich unter einen besonderen Schutz gestellt. Als Naturprodukt gehört Honig zu den wenigen Lebensmitteln, die über die Jahrtausende hinweg unverändert geblieben sind, erzeugt von einem Wesen, das  seine Lebensweise seit mindestens 40 Mio. Jahren beibehalten hat. Das bereits in der Bibel erwähnte verheißungsvolle Land wo Milch und Honig fließen,

symbolisiert das Urbild des Paradieses und die Sehnsucht des Menschen. Die frühen griechischen Dichtungen preisen Honig als liebliche Speise der Götter. Obwohl die Lobpreisungen der alten Überlieferungen verblasst sind – ein gewisser Zauber ist diesem Naturprodukt geblieben. Und zu Recht werden hohe Ansprüche gestellt, denn schließlich ist Honig nicht mit irgendeinem beliebigen Brotaufstrich vergleichbar.

Um diesem hohen Ansehen gerecht zu werden, hat man sich in den letzten etwa hundert Jahren intensiv den Inhaltsstoffen des Honigs und der Erarbeitung von Qualitätsstandards zugewendet. Ferner wird neuerdings über die Auslobung gesundheitlicher Wirkungen diskutiert, die man, sofern wissenschaftlich abgesichert, als positive Eigenschaften auf den Verkaufsgebinden darstellen könnte.

Wir haben heute sehr hohe Qualitäts-Standards für Honig, doch durch GV-Bestandteile würde dies alles zunichte gemacht, denn der Honig verliert sein gutes Image und seine klassischen, auf Qualität achtenden Käuferschichten.

 

 

Konsequenzen und Alternativen

 

Wanderimker können bisher noch auf gentechnikfreie Regionen ausweichen. Für Bio Imker versteht sich das von selbst, solange es noch geht. Honigsorten aus Ländern, in denen bis heute GVO Anbau verboten ist, werden einen Vermarktungsvorteil haben, wie z.B. Polen, Ungarn, teilweise Österreich und Neuseeland.

Kleinere Imker mit einer Standortimkerei werden die Leidtragenden sein, wenn in ihrer näheren Umgebung gv-Pflanzen angebaut werden.

Der ökologische Landbau ist entstanden aus Achtung vor unserer Pflanzen- und Tierwelt. Sie hat sich über Millionen von Jahren in wunderbarster Weise entwickelt. Die Natur hat im Laufe der Evolution Grenzen eingebaut, um die genetische Reinheit der Arten zu schützen und zu erhalten. Mit gutem Grund, denn wäre das nicht so, so würden wir Lebewesen – die Menschen eingeschlossen - ständig mutieren. Definierbare Arten gäbe es gar nicht. Genau das könnte aber eine Folge von Gentechnik-Experimenten sein.

Paradoxerweise wird ausgerechnet eines der natürlichsten Nahrungsmittel vor Verunreinigung durch Gentechnik-Anbau nicht geschützt sein.

Daher sollten gerade die Imker die allerersten sein, die sich gegen Gentechnik wehren, denn sie können bald nicht mehr ausschließen, dass sich in ihrem Honig gentechnisch veränderte Substanzen befinden.

Die einzige Lösung : Keine Gentechnik, weder in Deutschland noch sonst irgendwo auf der Welt. Diskussionen über Abstandsregeln, Mantelsaaten oder sogenannte Koexistenzen sind sinnlos.

Die zunehmende Bio-Nachfrage ist unbedingt als positive Strömung zu bewerten. Sie fördert den ökologischen Landbau und schont die Umwelt nicht nur in Deutschland, sondern auf  unserem gesamten Planeten. Der Anbau transgener Pflanzen läuft vehement konträr zu dieser begrüßenswerten Entwicklung.

Als einer der Pioniere der Naturkostbewegung, der bereits vor über 20 Jahren die Richtlinien für ökologische Landwirtschaft und auch für ökologische Bienenhaltung mitgestaltet hat, wissen wir von der Fa. Allos, dass es sich lohnt, sich für eine wesentliche Sache gemeinsam einzusetzen, auch wenn es Jahre braucht, bis die Bedeutung erkannt wird (siehe EU Bio-Verordnung). Schon damals konnten wir dem Verbraucher hochwertige Produkte zugänglich machen – zu einer Zeit, als der konventionelle Handel „Bio“ noch belächelte. Heute gilt „Bio“ dort als einer der Wachstumsmotoren.