Guido Eich

Bienenzuchtberater LAVES -- Institut für Bienenkunde Celle

Gut gelernt und falsch gemach!
Gelernte Fehler sind die schlimmsten!

 

Imkerei gilt für nicht Eingeweihte als Buch mit sieben Siegeln, die Imker werden als Fachmann/-frau im Umgang mit den Honigbienen angesehen. Aber sind sie das wirklich? Diese Frage kann man nur beantworten, wenn man sich das Tun der Bienenhalter in der Praxis anschaut. Hierbei merkt man sehr schnell, dass es „den Imker“ und „das Imkern“ gar nicht gibt, sondern verschiedene Ausbildungsformen und damit verbunden antrainierte Verhaltensweisen im Umgang mit Bienen und ihren Produkten. Im Vortrag werden die Imker in Gruppen klassifiziert und die Anwendung sowie die Folgen klassischer Imkerregeln unter die Lupe genommen. Wer kennt sie nicht? – Hier einige Beispiele

 

Imkerregel:

„Lasse deine Bienen ruh‘n und öffne kein Volk vor der Stachelbeerblüte“:

Aufreißen der Futterkränze, Verschränken der Waben oder Vertauschen der Bruträume

Für ein Kilo Wachs zu schwitzen, brauchen die Bienen sieben Kilo Honig. Bauen lassen schmälert den Ertrag.

„Jedes Volk hat Faulbrutsporen, es kommt nur auf den Imker an, ob diese Krankheit ausbricht oder nicht.“

und, und, und….

 

Nun die Statisten:

Als erster fällt der Typ 1 „Autodidakt“ ins Auge, er gilt als der Intellektuelle unter den Bienenbegeisterten. Eigener Honig und etwas für die Natur tun stehen, machen bei diesem Typus die Begeisterung aus. Im Vorfeld liest er stapelweise Bücher und schafft sich dann das Objekt seiner Begierde mit allem „benötigtem Equipment“ an. Mit der Gewissheit des Theoretikers glaubt er die Sache zu meistern. Große Schwierigkeiten bereiten ihm die Umsetzung der Theorie in die Praxis. Er hat noch nie das Gelesene in Natura gesehen und erarbeitet sich „seine Praxis und Erfahrung“ sehr hart durch vermeidbare Misserfolge. Er steht immer zwischen den Lehrmeinungen der unterschiedlichen Autoren bzw. Buchauflagen. Nach längerem Zögern tankt er dann Praxiswissen bei „erfahrenen“ Imkern nach und gleicht es immer wieder mit seiner „Theorieausbildung im Selbstversuch“ ab. Damit nervt er natürlich alle seine Paten, die Ihm dann früher oder später wegen zuviel Kritik den Laufpass geben. Nur die Härtesten unter den Autodidakten schafft es dann noch in die eigene Selbstständigkeit durch belegen von imkerlichen Praxiskursen bei Instituten, Vereinen und Verbänden. Alle übrigen landen unter der Rubrik Verkäufe: „Komplette Imkerei, mit allem Zubehör, günstig abzugeben“.

 

Typ 2 im Bunde der Begeisterten ist der „Familienlehrling“. In der Vergangenheit bildete dieser Imkertypus die stärkste und meist, wenn man sehr weit in der Zeit zurückgeht, die alleinige Gruppe. Er oder Sie bekommen ein Bienenvolk geschenkt oder übernehmen schrittweise die Imkerei eines nahen Familienangehörigen oder Bekannten. Gute Ratschläge werden meist gratis vom einweisenden Bienenvater mitgeliefert. Diese Art mit dem Imkern zu beginnen ist eine sehr bequeme und sicherlich nicht die schlechteste. Alles was an Gerätschaften erforderlich ist, ist meist vorhanden und kann im Original angeschaut und unter Anweisung betrieben werden. An den Bienenstöcken wird unter der Demonstration des Paten alles Wichtige erklärt: Königin, Drohn, Arbeiterin, Weiselzellen, Völkerführung und Honigbearbeitung… und vieles mehr. In den meisten Fällen erwächst aus dem „Familien Lehrling“ ein gut funktionierender Bienenpraktiker mit guten Erfolgen. Oft übt man sich aber in überholtem, aber neu angelerntem Wissen. Das liegt daran, dass der unterrichtende Bienenpate sein Wissen und Können seit geraumer Zeit nicht mehr „updatet“ d.h. der Zeit anpasst. Die größten Schwächen liegen meist im Gesundheitsmanagement und in der Produktveredlung. Gefangen ist der Familienlehrlings meist durch über Generationen hinweg überlieferte Imkerregeln, die er als non plus ultra vermittelt bekommt und Sie dann ohne kritisches Nachzudenken als das Richtige ausübt. Viele dieser Regeln sind heute widerlegt bzw. als sogar schädlich für Bienen anzusehen. Auf diese Regeln werde ich näher eingehen, da sie immer wieder große Probleme in der guten imkerlichen Praxis erzeugen.

 

Der Dritte im Bunde ist der Typ 3 „Bienen-Kursler“:

Jung- bzw. Neuimker, die eine Ausbildung in Theorie und Praxis bei Verbänden, Instituten oder Vereinen gemacht haben, starten in der Regel erfolgreicher, da sie mit aktuellem Wissen ausgestattet sind! In der Gruppe lernt es sich leichter und man kann sein eigenes Tun besser einschätzen, weil man es in der zusammen übt. Kritische Fragen können bei den Lehrgängen gestellt und diskutiert werden. Bienen- und Gerätekauf werden meist durch einen erfahrenen Imker begleitet. Vor dem Fehlkauf von überteuertem, musealem Imkerzubehör und leistungsschwachen Bieneneinheiten bleibt der „Kursler“ meist verschont. Gesundheits – Management, Kundenbetreuung und Produktveredlung werden ihm meist mit auf den Weg gegeben. Er akzeptiert und praktiziert neues Wissen. Dieser Start in das Bienenhalten ist wesentlich professioneller und erfolgreicher, als bei den zuvor beschriebenen Typen.

 

Als Bienenzuchtberater am Bieneninstitut Celle bekomme ich die Auswirkungen der verschiedenen Imkertypen und der Imkerregeln zu sehen. Viele Fehler sind vermeidbar, wenn neues Wissen angewandt würde.