Ulrike Rohlmann

Netzwerk Imker für gentechnikfreie Regionen, Lüdenscheid

Agro-Gentechnik – Auswirkungen auf Landwirtschaft, Imkerei, Natur und Lebensmittel

Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen im Honig, Gefahren für die Bienen durch den Anbau von gentechnisch verändertem Mais, die Belange der Imkerei, die im derzeit gültigen Gentechnikgesetz schlichtweg ignoriert werden, daneben zahlreiche wissenschaftlich erwiesene Risiken der Agro-Gentechnik, all das war Grund genug, auf dem Apisticus Tag 2008 das „Netzwerk Imker für gentechnikfreie Regionen“ zu gründen. Das erklärte Ziel dieses Netzwerkes ist die sachliche – auf Originalquellen basierende – Information der Verbraucher, der Schutz der Natur und der Bienen und damit konsequenterweise das Verbot der Anpflanzung gentechnisch veränderter Pflanzen.

Um zunächst deutlich zu machen, wofür das Netzwerk kämpft, werden die Zuhörer im ersten Teil des Vortrags in die faszinierende Welt der Honigbiene entführt. Die Partnerschaft von Blüte und Biene hatte über 100 Millionen Jahre Zeit, sich zu entwickeln. Für den Menschen ist diese Entwicklung heute unentbehrlich, denn die Ernährung des Menschen ist in hohem Maße von der Bestäubungsleistung der Bienen abhängig. Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen gefährdet diese Partnerschaft auf nicht abschätzbare Weise.

Den Schwerpunkt des zweiten Teils bilden Informationen über die Agro-Gentechnik und ihre Risiken. So haben beispielsweise die ernährungsbedingten Erkrankungen in den USA seit Einführung der Gentechnik um 40 % zugenommen. Zufall? Eine Langzeitstudie der Uni Wien vom November 2008 zeigte, dass die Fruchtbarkeit von Mäusen, die mit Genmais gefüttert wurden, stark sank; das Pflanzenschutzmittel Roundup der Firma Monsanto tötet laut einer Studie der Uni Caen vom Dezember 2008 menschliche Zellen. Dennoch ist es in allen Lebens- und Futtermitteln, die gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten, nachweisbar.

Die Eigenschaften gentechnisch veränderter Pflanzen gehen durch Kreuzung auf Pflanzen der gleichen Art sowie auf verwandte Kultur- und Wildpflanzen über. Das hat z.B. in den USA zu herbizidresistenten Riesenunkräutern geführt. Einmal in die Umwelt freigesetzt, sind die menschgemachten Veränderungen des Erbgutes der Pflanzen nicht mehr rückholbar. Die Gefahren für Nichtzielorganismen – dazu insbesondere die Untersuchungen von Prof. Kaatz bezüglich der Honigbiene – werden ebenso thematisiert wie die besonderen Probleme der Imker mit der Agro-Gentechnik.

Den gängigen Versprechen der Gentechnikindustrie und den Argumenten für den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen werden Fakten entgegengestellt. So wird der seit Einführung der Gentechnik durch Riesenunkräuter und Glyphosatresistenzen erheblich gestiegene Pestizideinsatz in den USA genauso beleuchtet wie die Risiken für die Landwirtschaft, wie die Abhängigkeit der Bauern von den Konzernen und das Problem der Haftung.

UNO und Weltlandwirtschaftsrat lehnen den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) generell ab. Sie sehen darin nicht die Lösung des Welthungerproblems. Ganz im Gegenteil: Wenn die Kleinbauern, die die Nahrung für die heimische Bevölkerung produzieren, ihr Saatgut nicht wie bisher selbst nachbauen dürfen, sondern teuer von den Konzernen nachkaufen müssen, bedeutet das ihren sicheren Ruin. Dafür gibt es bereits zahlreiche Beispiele.

Eine Forderung der Imker für gentechnikfreie Regionen ist, dass jeder Mensch auch in Zukunft frei über die Wahl seiner Nahrungsmittel entscheiden können muss. Es darf niemals geschehen, dass Industrie und Politik unsere Lebensmittel beherrschen. In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Deutschen Bank zum Thema Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft besonders überraschend.

Der dritte Teil des Vortrags nimmt u.a. Bezug auf das Motto des diesjährigen Apisticus Tages : „Gemeinsam in die Zukunft – Chancen für Imkerei und Landwirtschaft“. Um die Grundlage für Gespräche zwischen Imkern und Landwirten zu schaffen, werden Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt  – unterstützt durch das Wissen des Netzwerkes „Blühende Landschaft“ – ebenso vorgestellt wie Alternativen zur Agro-Gentechnik durch klassische Züchtung, Tilling oder den Einsatz von bestimmten Blühstauden anstelle von Genmais als Energiepflanzen. Die über Jahrhunderte gewachsene Partnerschaft von Imkern und Landwirten muss im beiderseitigen Interesse wieder neu belebt und vertieft werden. Beide sind durch die Bestäubungsleistung der Bienen aufeinander angewiesen, und gemeinsam können Landwirte und Imker nachhaltig für das Wohl der Bienen sorgen.

Den Abschluss des Vortrags bilden der Hinweis auf Aktionen, die Hoffnung machen, ein Blick in die Chronik des letzten Jahres und allgemein zugängliche Informationsquellen zur Agro-Gentechnik.

Umfassendes Informationsmaterial zur Agro-Gentechnik und der vollständige Text des Vortrags können auf der Homepage des Netzwerks unter www.imker-fuer-gentechnikfreie-regionen.de eingesehen werden.