Laudatio für Monika und Reinhard Herb

Preisverleihung des Apisticus des Jahres 2008

Sehr geehrte Frau Herb, Sehr geehrter Herr Herb,
Sehr geehrter Herr Präsident Holz,
meine Damen und Herren, liebe Imkerinnen und Imker!
 

In der vielfältigen und auch anspruchsvollen Weimarer Museumslandschaft gibt es einen ganz besonders reizvollen Ort der Begegnung, Belehnung und Entspannung – das 1907 von Pfarrer Ferdinand Gerstung gegründete Deutsche Bienenmuseum Weimar. Dass dieses Museum mit seinen Sammlungen in einer Spezialbibliothek heute in dem ehemaligen Landgasthof “Goldener Schwan“ in Oberweimar unmittelbar am Weltkulturerbe – Park an der Ilm (“Goethepark“) noch immer existiert und sich ungebrochener großer Beliebtheit erfreut, ist der Verdienst des Weimarer Ehepaars Monika Herb und Dipl. Ing. Reinhard Herb.

50 Jahre nach der Museumsgründung hatte in dem geräumigen Gasthof mit großem Saal und weitläufigem Bier- und Bienengarten eine neue, bis heute fortdauernde, öffentlichkeitswirksame Zeit des Deutschen Bienenmuseums Weimar begonnen. Der schlechte bauliche Zustand des Gebäudes ließ allerdings 1972 das Haus polizeilich schließen. Dass es bei einer episodischen Schließung blieb, ist dem Ehepaar Herb und einigen Mitstreitern zu verdanken. Es gelang ihnen, den Gasthof in den Besitz der Stadt Weimar zu überführen – eine zu DDR-Zeiten äußerst schwierige Aktion. Danach konnte man mit einer komplexen, baulichen Sanierung beginnen. Der diplomierte Bauingenieur und museumserfahrene Reinhard Herb war nun der richtige Mann zur richtigen Stunde. Es wurde nach seiner soliden Konzeption und unter seiner umsichtigen Leitung geplant und gebaut und die zu dieser Zeit seltenen Baustoffe und freiwilligen Arbeitskräfte besorgt. Reinhard Herb war der unumstrittene, unermüdlich optimistisch tätige Leiter dieser Aktionen. Monika Herb, die einstige Lehrerin und Mitarbeiterin der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur zu Weimar, wurde nun zur wissenschaftlich wie pädagogisch talentierten Propagandistin des Museums in der Öffentlichkeit. Ihr ist es zu verdanken, dass das Bienenmuseum zu einer Herzensangelegenheit sehr vieler Weimarer Bürger wurde. Bienen- und Adventsmärkte wurden zu freudigen Volksfesten. Thematisch vielfältige Ausstellungen belebten das Haus. 1987 setzte Reinhard Herb ein wertvolles historisches Stallgebäude mit Laubengang aus dem Dorf Günthersleben bei Gotha in den Hof des Weimarer Bienenmuseums um. Ein ebenso historischer Wachshammer aus dem sächsischen Siebenlehn fand in ihm einen guten neuen Standort.

Nach der politischen “Wende“ gingen die Aufbauarbeiten zügiger voran – stets vom Ehepaar Herb begleitet, in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Weimar, mit dem es strukturell verbunden war.

Am 11. Juni 1994 konnte das alte, jetzt völlig neue Haus mit einer Ausstellung wiedereröffnet werden. Der weitere Weg des Hauses schien unter Herbs Leitung gesichert, zumal das Bienenmuseum in das umfangreiche Kulturprogramm der europäischen Kulturstadt Weimar 1999 fest eingebunden war und so überregional wirksam werden konnte. 2002 fand deshalb der Deutsche Imkertag in Weimar statt – und zu diesem besonderen Anlass wurde eine neue Dauerausstellung – wieder organisiert vom Ehepaar Herb unter Mitarbeit zahlreicher Fachvertreter aus ganz Deutschland – eröffnet.

Aber schon ein Jahr danach, zu Zeiten hoher Schuldenlasten vom Bund, Land und Kommune in Verbindung mit einer speziellen lokalen Problematik, verstieß die Stadt Weimar das Haus aus seiner Trägerschaft und entließ das Ehepaar Herb. Das Deutsche Bienenmuseum konnte sich nun auf seine Freunde verlassen. Unter stiller Mitarbeit des Ehepaars Herb wurde von den Anhängern des Bienenmuseums, der deutschen Imkerschaft und in einer bedächtig-diplomatisch wiederhergestellten Zusammenarbeit mit der Stadt Weimar die Wiedereröffnung des Hauses vorbereitet. Diese erfolgte am 1. April 2005 in der Trägerschaft der Imker, des Landesverbandes der Thüringer Imker in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Imkerbund.

Dass heute das Oberweimarer Deutsche Bienenmuseum wieder einen festen Platz im vielseitigen Kulturangebot der Stadt Weimar und Thüringens hat, verdankt es der jahrzehntelangen engagierten, intelligenten und vor allem leidenschaftlichen Arbeit von Monika und Reinhard Herb. Ohne diese beiden Bienen-Aktivisten wäre das beliebte Museum der Natur und Kultur heute nicht mehr existent.

 

Münster, den 09. Februar 2008

gez
Prof. Dr. Ing. habil Dr. rer. nat. Walter Steiner

(1991 bis 2000 Direktor des Stadtmuseums Weimar und des Deutschen Bienenmuseums Weimar, Hon.-Prof. an der Bauhaus-Universität Weimar)

Verlesen von Karin Reismann, Bürgermeisterin der Stadt Münster