Apisticus des Jahres 2024

Laudatio
für
Josef Berkemeyer

Sehr geehrte Damen und Herren, Imker und Imkerinnen,

Ja wie rede ich ihn denn jetzt richtig an?  Als Imker Josef oder Gärtner Josef, wie er sich selbst gerne nennt. Naturschützer Josef oder der politische Josef wäre meiner Meinung nach auch korrekt.

Alexander von Humboldt erkannte bereits Anfang des 19. Jahrhunderts auf seinen Forschungsreisen durch Südamerika: „Alles ist vielmehr mit allem verbunden. “ Diese ökologische Erkenntnis trifft uns heute angesichts der Klimakatastrophe und des dramatischen Artensterbens mit voller Wucht.

Für diese Erkenntnis musste Josef Berkemeyer nicht nach Südamerika reisen. Er kam zu dieser Einsicht direkt vor der eigenen Haustür. Ich kenne kaum einen Menschen, der dies erkennt und dann so konsequent in seinem Handeln umsetzt wie Josef Berkemeyer.

Er ist nicht nur Imker, sondern kümmert sich konsequenterweise auch um die anderen, bei uns heimischen Bienenarten. Vor allem unsere solitären Bienenarten sind bedroht, da sie immer weniger geeignete Trachtpflanzen finden. Daraus hat der Gärtner Josef den Schluss gezogen, dass er hier helfen kann. Fortan war die Bienenweide sein zentrales Betätigungsfeld. Er zieht in seinem Betrieb bewusst einheimische Pflanzen an, deren Pollen für die oligolektischen Bienenarten und die Ernährung ihrer Brut unverzichtbar sind. Sein Interesse an Wildpflanzen war geweckt.

Sie kennen den Begriff oligolektisch nicht? Auch hier kann Ihnen der Obmann Josef weiterhelfen. Er ist Obmann für Bienenweide, Natur- und Umweltschutz im Landesverband Westfälisch-Lippischer Imker. Zusammen mit seinem Kollegen Heino Rinne bietet er Online-Vorträge zu Themen an wie: „Die geheimnisvolle Welt der Wildbienen“ oder „Biologische Vielfalt in Städten und Gemeinden schützen und fördern – Gemeinsam für biologische Vielfalt.“  Gemeinsam mit Herrn Rinne leitet er die Ausbildung zur Bienenweidefachberaterin bzw. zum Bienenweide­fachberater in Westfalen-Lippe.

Er ist sich aber auch im Klaren darüber, dass man sich auf politischer Ebene engagieren muss, wenn man wirklich etwas verändern will. So setzt sich das „Zoon politikon“ Josef im Rat der Stadt Emsdetten und im Naturschutzbeirat des Kreises Steinfurt aktiv für die Belange des Umwelt- und Naturschutzes ein.

Josef Berkemeyer gibt es nicht, ohne dass er direkt mit anpackt. Er arbeitet in zwei Naturschutz-Projekten mit.

"Tausende Gärten - Tausende Arten" will bundesweit alle Menschen für mehr Artenvielfalt in Privatgärten und auf öffentlichen Flächen begeistern. Im Zentrum steht die naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Wildpflanzen.

„Insektenfreude“ heißt ein weiteres Projekt, an dem Josef Berkemeyer aktiv beteiligt ist. Projektträger ist die Naturschutzstation Niederrhein des NABU - Naturschutzbund Deutschland e. V.. Auch hier stehen unsere heimischen Pflanzenarten im Vordergrund. Hier geht man einen Schritt weiter. Als Imker kennen Sie die regionalen Rassen der Honigbiene. Durch die Begattung am Stand kreuzen sich die Völker mit denen aus der Nachbarschaft. Mit der Zeit entwickelt sich eine regionale Rasse, die so genannte Landrasse. Die Landrasse ist an das Klima der Region angepasst und bildet in der Regel stabile und gesunde Völker.

Ähnlich verhält es sich mit unseren heimischen Pflanzen, die sich von Region zu Region in ihren Eigenschaften unterscheiden. In Deutschland kann man 22 Regionen unterscheiden. Wir hier im Münsterland und am Niederrhein bilden die Region Nr. 2. Gärtner Josef zieht aus Samen vom Niederrhein Pflanzen aus der Region an und verkauft sie an Kunden in der Region.

Gärten, in denen heimische, regionale Pflanzen wachsen und blühen, sind ideale Lebensräume für unsere heimischen Insekten. Auch wenn Gärten oder Balkone nur wenige Quadratmeter groß sind, bieten sie ein vielfältiges und insektizidfreies Rückzugsgebiet für Insekten.

Zitat Josef Berkemeyer: „Mir gefällt die Idee mit dem kleinsten Insektenschutzgebiet Deutschlands richtig gut. Das bringt die Projektidee genau auf den Punkt.“

Josef Berkemeyer ist mit Herzblut Gärtner, Imker und Naturschützer und dafür ehren wir ihn heute durch die Verleihung des Titels Apisticus.

Münster, den 24. Februar 2024                                               

Dr. Joachim Eberhardt

v.l.n.r.: Karl Werring, Apisticus des Jahres Josef Berkemeyer, Dr. Marika Harz, Dr. Joachim Eberhardt,
Dr. Jens Pistorius, Christa und Adolf Winkler