Neumann, Dr. Frank
Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt Aulendorf -Diagnostikzentrum-
-Bienengesundheitsdienst, Aulendorf
Der Käfer kommt – Kleiner Beutenkäfer befällt europäische Bienenstöcke, eine neue Seuche bedroht die Bienen

Der aus Südafrika stammende Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) ist ein Parasit der Honigbiene, Apis mellifera, und breitet sich rasant weiter aus. Er droht zu einem globalen Problem für die Imkerei zu werden.

Nach seiner Einschleppung 1996 nach South Carolina (USA) hat sich der neue Bienenschmarotzer durch intensive Wanderimkerei und Handel mit Kunstschwärmen bereits fast weltweit ausgebreitet und bewiesen, dass er auch mit kälteren klimatischen Verhältnissen, wie sie z.B. in Nordamerika herrschen, zurechtkommt. Jeweils nach dem ersten Auftreten des Käfers in Bienenvölkern im Jahr 2000 in Ägypten, 2006 in Kanada und 2010 in Australien, konnte sich der Bienenparasit dort etablieren.

Dieser im Ursprungsland Afrika mit seinen Wirten der Hochlandhonigbiene (A. m. scutellata) und der Kaphonigbiene (A. m. capensis) im Gleichgewicht lebende Parasit, ist in der Lage, in Bienenvölkern der europäischen Honigbienenrassen große Schäden anzurichten. Wirksame Medikamente oder Behandlungsstrategien stehen derzeit weltweit nicht zur Verfügung.

Der erwachsene Käfer dringt in Bienenstöcke ein und legt in der Nähe der Vorräte des Bienenvolkes Hunderte von Eiern ab. Die bereits nach drei bis vier Tagen schlüpfenden Larven zerfressen Pollen-, Brut- und Honigwaben und hinterlassen dabei erhebliche Mengen Kot, der einen Zusammenbruch der hygienischen Verhältnisse im Bienenvolk nach sich zieht. Honig und Pollenvorräte gehen in Gärung und Fäulnis über, die Brutpflege bricht zusammen, bis das Volk schließlich verendet.

Die heranwachsenden Larven verlassen nach 10 bis 16 Tagen die Bienenwohnungen, um sich vor den Stöcken im Erdboden bis zu 60 cm tief einzugraben und ihre Puppenruhe zu durchlaufen.

Wo der Käfer eingeschleppt wurde, ist eine erfolgreiche Ausrottung kaum möglich, weil er sich auch außerhalb von Bienenvölkern, in Hummelvölkern z.B. und auch auf faulendem Obst, ernähren und fortpflanzen kann. Die ständige, akute Gefahr einer weiteren Verschleppung besteht durch den regelmäßigen Transport Tausender von Bienenvölker und Königinnen weltweit und nach erfolgter Einschleppung lokal durch regionale Wanderungen mit Bienenvölkern und Königinnenversandt.

Aus dieser seit Jahren bestehenden akuten Gefahr der weiteren Verschleppung nach Europa, ist im September 2014 Realität geworden.

Das seit 2003 auf Druck mehrerer EU-Länder, Imkerverbände, Naturschutz-Organisationen und Bienenwissenschaftlicher Institute in Brüssel beschlossene Einfuhrverbot für Bienen aus Übersee, konnte die Ausbreitung nach Europa verzögern, letztendlich jedoch nicht verhindern. Als Ursache werden illegale nicht genehmigte Importe von Bienenschwärmen genannt.

Bleibt zu wünschen, dass die umfassenden Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, wie sie derzeit in den Ausbruchsregionen Italiens (Kalabrien und Sizilien) durchgeführt werden, erfolgreicher verlaufen, als in anderen vom Kleinen Beutenkäfer befallenen Regionen in der Welt.

Vor diesem Hintergrund sind sorgfältige Völkerkontrollen bei den aus Italien in den zurückliegenden Monaten zurückgewanderten Bienenvölkern dringend angezeigt. Darüber hinaus sollten die Gesundheitskontrollen an Bienenvölkern vor Wanderbewegungen in Deutschland, noch sorgfältiger vorgenommen werden, um auftretende Erstausbrüche mit dem Kleinen Beutenkäfer zu erkennen und geeignete Bekämpfungsmaßnahmen einleiten zu können.