Grußwort des Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer NRW Anton Holz

In diesem Jahr blickt das Aufgabengebiet Bienenkunde der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf 84 Jahre zurück. Am 1. April 1925 gründete die Landwirtschaftskammer die Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenkunde an der Südstraße 76 hier in Münster. Der erste Leiter der Versuchsanstalt war Privatdozent Dr. Albert Koch. Schon damals war die Bienenkunde an der Kammer eng mit dem Pflanzenschutz verbunden und der Anstalt für Pflanzenschutz der Landwirtschaftskammer eingegliedert. Die Bienenkunde in Münster gehört somit nach der Bayerischen Landesanstalt zu einem der ältesten Institute in Deutschland. Aus Bayern kam auch Dr. Becker, der Nachfolger von Dr. Koch der 1927 nach Celle gerufen wurde, um dort das Niedersächsische Bieneninstitut zu gründen. Wenn man so will, ist Celle ein Ableger von Münster und Münsters Wurzeln liegen in Bayern.

Den älteren Imkern unter Ihnen werden die Namen der Bienenkundler aus Münster noch wohl vertraut sein. Bernhard Schulze Everding, erst vor wenigen Jahren gestorben, leitete über lange Jahre das Institut und übergab sein Amt 1967 an Dr. Walter Springensguth. Im Jahre 1971 wurde das Pflanzenschutzamt der Kammer und die Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenkunde zum Institut für Pflanzenschutz, Saatgutuntersuchung und Bienenkunde, kurz IPSAB genannt, zusammengelegt. Leiter war, der münsteraner Biologiestudenten legendär bekannte, Prof. Dr. Herrmann Heddergott, der ab 1971 die Leitung der Bienenkunde seinem Doktoranden Dr. Walter Pinsdorf übertrug. Seit 1991 nun führt Dr. Werner Mühlen das Aufgabengebiet in Münster. Der Nachfolger von Prof Heddergott, Dr. Theodor Kock, nun auch schon im Ruhestand, ist ebenfalls anwesend und wenn ich richtig informiert bin, heute morgen zum wissenschaftlichen Beirat des Fördervereins Apis gewählt worden. Auch Dr. Walter Pinsdorf darf ich unter den Gästen begrüßen.

Über all die Jahre war die Bienenkunde in Münster eng mit dem Pflanzenschutz verbunden. Dr. Walter Pinsdorf war einer der Väter der Bienenschutzverordnung und der Entwicklung von Methoden zur Prüfung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen, ob im Labor, im Zelt oder im Freiland. Er war lange Jahre Mitglied im Sachverständigenausschuss der Biologischen Bundesanstalt zur Bewertung und Zulassung der Pflanzenschutzmittel und ein über die Grenzen Deutschland hinaus anerkannter Experte auf diesem Gebiet. Der Bienenschutz lag ihm dabei sehr am Herzen. Die Kombination dieser Aktivitäten mit den Belangen der Landwirtschaft und speziell des Pflanzenschutzes hat sich immer als ein unverzichtbarer Vorteil für Landwirte und Imker in Nordrhein-Westfale erwiesen.

Als Dr. Mühlen 1991 das Referat übernahm, war seine erste Aufgabe den Übergang von der amtlichen deutschen Bienenprüfung auf europäische Anforderungen zu realisieren und die Gute Labor-Praxis an der Kammer einzuführen. Die Methoden der Bienenprüfungen mussten angepasst und präzisiert werden. In enger Zusammenarbeit mit allen prüfenden Bieneninstituten in Deutschland, also auch mit Celle und Bayern, der biologischen Bundesanstalt und privaten Prüflaboren aber auch mit Experten aus der Industrie gelang es GLP-gerechte Standardarbeitsanweisungen für die Prüfung von Pflanzenschutzmitteln an Bienen zu erarbeiten. Münster ist das erste Bieneninstitut in Deutschland, das die GLP-Anerkennung erhielt. Als Konsequenz aus der Privatisierung der Prüfungen und der Streichung des Sachverständigenausschusses gründete Mühlen zusammen mit dem hier im Raum anwesenden Dr. Rolf Forster, Dr. Klaus Wallner und weiteren Bieneninstituten und Prüflaboren die „Arbeitsgruppe Bienenschutz“, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Schutz der Bienen, der in Deutschland ein hohes Niveau erreicht hatte, auch auf europäischer Ebene und vor der OECD zu vertreten. Von dieser Arbeitsgruppe gingen wichtige Impulse aus. So beruht die Prüfmethode zur Testung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Brutstadien auf Entwicklungen, die diese Gruppe in enger Kooperation durchführte. Die Berechungen der LD 50 sowie Zelt-, Tunnel- und Freilandversuche haben ihre Wurzeln im Engagement und der Fachkenntnis der deutschen Bieneninstitute, in deren Arbeitsgemeinschaft das nordrhein-westfälische Bieneninstitut seinen festen Platz hat. Die AG Bienenschutz ist heute in Europa ein viel bewunderter und unter Experten auch gefürchtetes Expertengremium.

Warum widme ich nun für Grußworte zu einem Apisticus-Tag, bei dem es zunächst um den Nachwuchs und die Bestäubungsleistung der Bienen geht dem Pflanzenschutz und der Geschichte der Bienenkunde in Münster.

Manchmal ist es wichtig zurück zu blicken und sich des Erreichten zu besinnen. Zu leicht und zu schnell wird der hart erkämpfte Bienenschutz in Deutschland als gegeben vorausgesetzt. Den Vätern dieses Schutzes vorzuwerfen, sie würden sich nicht für den Bienenschutz engagieren ist töricht und dient nicht dem gemeinsamen Ziel, eben diesen Schutz immer wieder aufs neue zu verbessern und den modernen Methoden anzupassen. Dies gelingt in einem fachlichen und sachlichen Dialog mit allen Betroffenen und allen Beteiligten. Dies gelingt, wenn man sich an einen Tisch setzt und die Argumente vorträgt und gemeinsam getragene Entscheidungen trifft. Ein solcher Tisch ist der Runde Tisch Imkerei und Landwirtschaft, an dem alle Beteiligen miteinander reden, diskutieren, ja und streiten. Das Deutsche Bienenmonitoring, ist weltweit anerkannt, einzigartig und viel beneidet, noch nie hat es so gute Daten zur Entwicklung von Bienenvölkern in Deutschland gegeben. Möglich sind derartige Anstrengungen nur, wenn alle mithelfen: Imker, Institute, Verbände, Behörden, Ministerien und Industrievertreter.

Und deshalb hat Dr. Mühlen auch kurzfristig das Programm des Apisticus-Tages geändert und Vertreter aller Richtungen zu einem Austausch und einer offenen Diskussion eingeladen. Wir wollen hier die Unstimmigkeiten in der Imkerschaft versachlichen und das Gespräch mit dem Deutschen Imkerbund wieder aktivieren. Ich darf mich bei allen Beteiligten bedanken, dass sie ohne Zögern und spontan zugesagt haben, sich hier und heute der Diskussion zu stellen. Es ist übrigens das dritte Mal, dass Pflanzenschutz auf dem Apisticus-Tag direkt thematisiert wird. Gentechnik und Imkerei war gerade im letzten Jahr ein großes Thema auf der Podiumsdiskussion des letzen Apisticus-Tages.

Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen nun also für den 18. Apisticus-Tag Münster, spannende Diskussionen aber auch interessante Gespräche und viele anregende Kontakte zu bienenkundlich interessierten Menschen wünschen.

Die Vergabe des Apisticus des Jahres wird heute vom Landwirtschaftsminister Eckehard Uhlenberg vorgenommen. Aus diesem Grund eist diese Feierstunde erst für 15:00 Uhr geplant, da der Minister vorher noch einen weiteren Termine wahrnehmen muss.

Recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.