Laudatio für Ministerialrat Dr. Friedhelm Jaeger

Herr Dr. Jaeger

Sehr geehrter Herr Dr. Jaeger,

lieber Vizepräsident Holz, Frau Bügermeisterin Reismann,
meine Damen und Herren, liebe Imkerinnen und Imker!

Ich freue mich, wieder einmal, wie schon 2007, heute bei Ihnen einen Preisträger zu ehren. Die Ausrichter des Apisticus-Tages in Münster, dies sind die Landwirtschaftskammer NRW, der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker, der örtliche Kreisimkerverein in Münster und Apis e.V., der Förderverein der Bienenkunde der Landwirtschaftskammer NRW, haben diesen Ehrenpreis 2006 für besondere Verdienste um Imkerei und Bienenkunde ins Leben gerufen.

Bisherige Preisträger waren:

2006 Dr. Eva Rademacher für die Arbeit an Medikamenten zur Varroa-Bekämpfung

2007 Herr Utto Baumgartner für das Netzwerk Blühende Landschaft

2008 Ehepaar Monika und Reinhard Herb als „Eltern“ des Deutschen Bienenmuseums in Weimar 

Die Messlatte haben sie sich damit selbst und neuen Preisträgern hoch gelegt. Umso mehr finde ich schön, dass Sie Ihren Preis in diesem Jahr einem wichtigen Mitarbeiter von mir zuerkennen. 

Dr. Friedhelm Jaeger, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, hat wohl hier in Münster auf der Fürstenberg-Grundschule und am Kardinal-von Galen-Gymnasium Lehrerinnen und Lehrer gehabt, die seine Leidenschaft und seine Begabung für Tiermedizin vielleicht geweckt, sicher aber gefördert haben. 1983 wurde er Tierarzt. Ein Jahr später schrieb er seine Doktorarbeit. Die war schon administrativ angelegt und behandelte die Tierärztekammern. Mit denen muss er heute manchmal schwierige Verhandlungen führen. 

Seit 1986 ist er im Landesdienst Nordrhein-Westfalen. Inzwischen ist Dr. Jaeger aus dem Gebiet der öffentlichen Tiergesundheit nicht mehr wegzudenken. Seit 2004 ist er Fachtierarzt für Tierschutz und kann seit Januar 2008 auch den Titel als CVO des Landes Nordrhein-Westfalen (Chief Veterinary Officer = Chef-Veterinär) tragen.

Er ist um diese Aufgabe eigentlich nicht zu beneiden, denn mit einer ganz kleinen Mannschaft muss er manchmal an vielen Fronten gleichzeitig kämpfen. Am Mittwoch haben wir noch miteinander im Landtag über die Erfahrungen mit dem damals sehr umstrittenen Landeshundegesetz informiert und vor allem über unsere aktuellen Maßnahmen gegen die Wildschweinepest.

Auf der anderen Seite macht und zeichnet ihn aus, dass er seine Aufgabe mit sichtbarer Leidenschaft und Fachkompetenz ausfüllt. Ich schätze daran, dass wir ihm immer wieder ideenreiche, innovative Lösungsansätze verdanken.

Die Fähigkeit, fachlich gute Lösungen mit einem Blick auf das politisch Machbare zu finden, hat er sicher auch auf seiner ersten Station im Ministerium ausgeprägt: 1986 bis 1989 war er Referent im Referat Grundsatzangelegenheiten im Landwirtschafts-Ministerium Nordrhein-Westfalen.

Seine guten Verbindungen und seine Sachkenntnis werden (nicht nur vom Veterinäramt der Stadt Münster, dessen Leiter Herr Dr. Otto ich hier sehe, sondern) auch im Bund geschätzt. So kümmerte er sich 2007 unter anderem im Auftrag des Bundesministeriums mit darum, dass ein Veterinärabkommen Deutschlands mit China zustande kam. Das war ein wichtiger Schritt, diesen gewaltigen Markt für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft weiter zu öffnen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit dem Apisticus-Preis 2009  anerkennen Sie die Leistungen von Dr. Jaeger um die Bienenzucht in unserem schönen Land. Dr. Jaeger hat sich erfolgreich für den Erhalt der Bienenseuchen-Verordnung eingesetzt, als sie gefährdet war, und ebenso für den Verbleib der Faulbrut in der Bienenseuchen-Verordnung. Mit der Bienenseuchen-Verordnung hat die Bundesregierung den Rechtsrahmen geschaffen, um maßgeblicher Bienenseuchen und Bienenschädlinge zu bekämpfen. Der Vollzug ist Sache der Länder. 

Verdienst des Preisträgers ist, dabei den Sachverstand der Imkerschaft mit den Erfordernissen der amtlichen Bienenseuchenbekämpfung zu verknüpfen. Die Bienensachverständigen vor Ort fungieren mit ihrem Fach- und Sachverstand als Partner des Amtstierarztes.Die durch Dr. Jaeger maßgeblich mit auf den Weg gebrachte Einrichtung einer Bienenkasse innerhalb der Tierseuchenkasse NRW ist ein wesentliches Instrument, um eine starken Bienenpopulation in Nordrhein-Westfalen zu bewahren. Das erst schuf die Möglichkeit, die Imkerschaft zielgerichtet auch durch anteilige Landesmittel bei der Gesunderhaltung der Bienenvölker zu unterstützen.

Seit 2004 entrichten die Imker in NRW selbst Beiträge an die Tierseuchenkasse. Damit sind sie wirklich gleichberechtigte Teilhaber dieser wichtigen Einrichtung und auf die gleiche Stufe wie andere Nutztierhalter gestellt. Das ist ein entscheidender finanzieller Beitrag für eine eigenständige Bekämpfung von Bienenseuchen.

Die Imker in NRW sind nun in der Lage, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Sie sorgen für eine umsichtige Verwendung des angesparten Vermögens und richten Sanierungsprogramme ein, die allen Imkern und den Bienen nutzen. So konnte die Prävention gegen eine tückische Tierseuche – die Amerikanische Faulbrut – durch die Imkerschaft selbst vorangetrieben und damit langfristig für gesunde Völker gesorgt werden.

Sichtbare Resultate belohnen diesen Weg. Nordrhein-Westfalen ist heute das Bundesland mit den wenigsten Faulbrutfällen in Deutschland. Ich begrüße, dass sie bei vorliegender Erkrankung mit Faulbrut engagiert dafür arbeiten, jedes einzelne Bienenvolk zu erhalten. Das Kunstschwarmverfahren macht es möglich. Bienen und Königin werden so gerettet und wertvolles genetisches Material bleibt erhalten. Nur die kritische, befallene Brut selbst wird beseitigt.

Jeder Imker erhält von der Tierseuchenkasse eine Beihilfe für Völker, die mit dem Kunstschwarmverfahren saniert wurden. Diese Regelung ist im Bundesvergleich einmalig und stellt einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Erhalt von Bienenvölkern dar. Darauf bin ich gerne als Umweltminister mit Ihnen stolz.

Die vom Land und der Tierseuchenkasse geförderte Untersuchung von Futterkranzproben war das erste öffentlich unterstützte tiergesundheitliche Frühwarnsystem in Deutschland. Es ist damit wegweisend auch für andere Frühwarnsysteme. Hier haben Sie, sehr geehrter Herr Dr. Jaeger, sich ebenfalls engagiert und es in ganz intensiver Abstimmung mit der Imkerschaft auf den Weg gebracht.

Liebe Imkerinnen und Imker, es ist gut, dass sie so verlässliche Partner haben. Mit jedem Beitrag für eine klein strukturierte Imkerei leisten sie alle einen wichtigen Dienst zum Blütenreichtum unserer Landschaft, zur Sicherung der Ernte-Erträge und zur Vielfalt der Natur.

Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Der Rückgang der biologischen Vielfalt nimmt weltweit Ausmaße an, die uns Sorgen machen. Im vergangenen Jahr war Bonn Gastgeberstadt für die Artenschutzkonferenz der Vereinten Nationen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dazu einmal mehr unterstrichen, wie groß die Verantwortung der Industrieländer für eine lebendige Vielfalt von Landschaften, natürlichen Lebensräumen, Gewässern, Tieren und Pflanzen ist.

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den dramatischen Verlust des Artenreichtums zu stoppen. Das ist übrigens kein abstraktes Interesse der Natur. Es liegt im Interesse einer guten Zukunft von uns Menschen.

Wir kennen erst in Ansätzen, welche Schätze z.B. an neuen Rohstoffen für Ernährung, für Medikamente, für innovative Werkstoffe in der natürlichen Vielfalt liegt. Intensiver als je studieren Ingenieure heute weltweit die Strukturen von Pflanzen, z.B. um daraus neue Ideen für leichtes, energiesparendes und zugleich stabiles Bauen abzuleiten. Die Bionik hilft dabei, Konstruktionen der Natur etwa für den Flugzeugbau fruchtbar zu machen. Jede verlorene Art bedeutet also einen möglichen Verlust von menschlichen Chancen für die Zukunft.

Vor diesem Hintergrund ist das Land Nordrhein-Westfalen entschlossen, seinen Beitrag zu leisten, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Wir wollen unsere Verantwortung für die Bewahrung der Vielfalt der Schöpfung gerecht werden. Nordrhein-Westfalen hat bereits sieben von zehn der Maßnahmen umgesetzt, die wir der Internationalen Naturschutzvereinigung (IUCN) zugesagt haben.

Sie wissen, sehr geehrte Damen und Herren, dass Umwelt-, Arten- und Naturschutz im Spannungsfeld wirtschaftlicher und anderer Interessen unserer Gesellschaft steht. Das süddeutsche Bienensterben im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie sorgfältig die Zusammenhänge beachtet werden müssen, die die gemeinsame Nutzung der Natur z.B. durch Landwirtschaft und Imkerei heute prägen. 

In der Landwirtschaft sind 80 Prozent der Kulturpflanzen auf die Bestäubungsleistung der Honigbienen angewiesen. Nach Angaben des Deutschen Imker Bundes (DIB) beträgt der volkswirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung allein in der Bundesrepublik Deutschland ca. 2 Mrd. Euro jährlich. Trotz der hohen ökologischen und ökonomischen Bedeutung der Imkerei haben die Imker in der Bundesrepublik Deutschland erhebliche Probleme zu bewältigen.

Das Spannungsfeld gilt auch für die öffentliche Aufmerksamkeit, die Umweltthemen jeweils finden. Es ist nicht leicht, für die Sorgen und die Leistungen der Imker heute Medieninteresse zu finden. Andere Themen haben aktuell Priorität. Auch in Ihren Familien oder bei Ihren Freunden sorgen sich vielleicht heute Menschen um die berufliche Existenz, weil die Finanzkrise und Konjunkturschwäche auf den eigenen Betrieb und Arbeitsplatz durchschlägt. Wir sind uns auch einig, dass öffentliche Investitionen in Bildung nötig sind und dass unser Land ein gutes Netz von Infrastrukturen wie Straßen oder Datenautobahnen braucht. In der Kabinettssitzung diese Woche haben wir die Weichen dafür gestellt, dass die staatlichen Konjunkturhilfe ganz schnell und so wenig aufwändig wie möglich in den Städten, Gemeinden und Kreisen wirken können.

Doch diese Entschlossenheit mit neuem Denken und gelebter Verantwortung brauchen wir überall. Wir brauchen ein Denken, dass ideologische Gegensätze überwindet, wie die künstliche Kontroverse zwischen Wirtschaft und Umwelt. Wir brauchen Menschen, die kompetent und bereit sind, neue Lösungen nicht nur von anderen zu fordern, sondern sie in Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen.

Ich freue mich, dass Sie dafür Dr. Jaeger mit dem Aspiticus 2009 auszeichnen. Damit würdigen sie seine persönliche Leistung und Leidenschaft, wozu ich ihm gerne und herzlich gratuliere.

Ich möchte darin zum anderen auch eine Anerkennung für das Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen, die sich mit ihm im Landesdienst um Tiergesundheit heute und morgen kümmern.

Auch dafür danke ich Ihnen.