Gedenken an Margret Rieger

Richard Rieger, ihr Ehemann, bittet um eine Spende für das Hospitz LebensHAUS

48157 Münster, Dorbaumstraße 215
in dem sie ihre letzten Tage in liebevoller Umsorgung verbringen konnte

Sparkasse Münsterland-Ost

BLZ 400 501 50
Konto  24 008 153
Stichwort ‘Margret Rieger’

Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb am 26. Mai 2010 Margret Rieger im Alter von 54 Jahren. Margrets Tod traf alle ihre Kolleginnen und Kollegen und vor allem uns in der Bienenkunde der Landwirtschaftskammer NRW tief. Unfassbar erscheint uns der plötzliche und schmerzliche Verlust. Wir verlieren nicht nur eine kompetente und angesehene Fachkraft und Spezialistin auf allen Gebieten der Bienenkunde und Imkerei, sondern auch eine herzensgute, mitfühlende und engagierte Kollegin und Freundin.
Margret Rieger begann am 1. April 1974 ihre Ausbildung zur landwirtschaftlich technischen Assistentin am Institut für Pflanzenschutz, Saatgutuntersuchung und Bienenkunde (IPSAB) der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe.
Damals noch unter der Leitung von Prof. Dr. Heddergott. Ihr Interesse für Bienen und Imkerei führte sie sehr schnell zur Arbeitsgruppe meines Vorgängers Dr. Walter Pinsdorf.
Seit Juli 1976 ist sie ununterbrochen bis zu ihrem Tode als landwirtschaftlich technische Assistentin in der Bienenkunde tätig gewesen. Ich begegnete ihr als junger Student, als ich bei Dr. Pinsdorf meine ersten Imkerschulungen absolvierte und Margret für das leibliche Wohl der Teilnehmer zuständig war. Typischerweise gab es Siedewürstchen und Kaffee. Ich pflegte in den Pausen bei ihr zu sitzen und über Imkerei zu „schwätzen“, wie Margret gern die imkerlichen Gespräche nannte. Damals ahnte ich nicht, dass sie die Frau sein würde, mit der ich die meiste Zeit meines Lebens eine enge freundschaftliche Verbindung pflegen würde.
Margrets Aufgabe war es, neben der Labortätigkeit zum Beispiel zur Krankheitsdiagnostik und Honiganalytik, auch die technische Durchführung der amtlichen Prüfungen von Pflanzenschutzmitteln auf Bienengefährlichkeit. Die Kompetenz, die sie hier erreichte, machte sie für mich zu einer unersetzlichen Beraterin und ebenbürtigen Partnerin. Die Anpassung der deutschen Prüfrichtlinien auf europäisches Niveau und die Einführung der Guten Laborpraxis (GLP) zur Prüfung von Pflanzenschutzmitteln auf Bienengefährlichkeit waren die ersten gemeinsamen Aufgaben, die wir zu bewältigen hatten.
Es war ihr Engagement, ihr selbstloser Einsatz für die Imker und die Probleme und Fragen der Bienenkunde, die sie zu einer unverzichtbaren Bienenzuchtberaterin in NRW avancieren ließen. Sie fand immer den richtigen Ton in Gesprächen mit Imkern, sie wusste ihre „Leute“ zu nehmen und erhielt auch von gestandenen Altimkern hohe Anerkennung. Was Margret sagte, wurde getan.
Sie arbeitete sich in Schulungen und Vortragstätigkeit ein und übernahm die Schwerpunkte Honig, Zucht, Vermarktung und Lebensmittelhygiene, eine unschätzbare Entlastung für mich und wesentliche Erweiterung unserer Angebote. Die Honigfibel, die derzeit deutschlandweit eingesetzt wird, ist aus ihrer Feder entstanden. Ihr Interesse für die Geschichte der Imkerei sorgte dafür, dass die Sammlung alter imkerlicher Geräte und Beuten erhalten blieb und nun dem Deutschen Bienenmuseum in Weimar vermacht werden konnte. Sie war eine der Letzten, die das Handwerk des Körbeflechtens beherrschte. Ihre jährlichen Kurse hierzu waren immer ausgebucht. Ihr ist es zu verdanken, dass eine deutschsprachige Fibel zum Körbeflechten aufgelegt wurde.

Margret und ich waren ein Team. Ohne ihre Ideen, ihre Visionen und ihre kreative Phantasie wäre die Bienenkunde in NRW nicht das, was wir heute präsentieren.
Der Apisticus-Tag trägt ihre Handschrift. Er ist auch ihr Werk und wäre ohne ihre Ideen und Visionen nicht das, was er heute ist.

Ein ganz wichtiges Thema war Margret die Qualität des Honigs. Sie engagierte sich als anerkannte Honigprüferin des Landesverbandes Westf. und Lipp. Imker bei Honigprämierungen. Ihr Fachwissen, ihre Kompetenz und ihre breite Kenntnis der Laboranalysen, der Honigherkünfte und Geschmacksrichtungen gestalteten ganz wesentlich die Bedeutung naturreinen, unverfälschten Honigs in Nordrhein-Westfalen. Vom Sachkundenachweis Honig bis hin zu Spezialschulungen, wie die Schulung der Honigsachverständigen,  die Rückstandfreiheit heimischer Honige und die Auslobung regionaler Honigqualitäten, ja auch die Marke "Honigland" tragen die Aktivitäten unseres Institutes mit ihre Handschrift.
Sie vertrat die Bienenkunde der Landwirtschaftskammer auf dem gesamten Fachgebiet Honig. Sie ist Autoring der "Honigfibel" und Mitautorin der Fibel Lebensmittelhygiene. Leider konnte ein weiterer Band zur Honiggesetzgebung nicht fertig gestellt werden.

Mit Margret ist eine unersetzbare Mitabeiterin gegangen, deren wahre Kraft und Bedeutung wir erst ermessen können, seid uns bewusst ist, dass sie nicht mehr unter uns weilt. Viele ihrer Freunde und Wegbegleiter werden sich ihrer Meinung und Einschätzung nicht nur zu bienenkundlichen Themen erinnern und sich im Stillen fragen, „Was hätte Margret hierzu wohl gesagt?“
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind aber auch bei Richard, ihrem Mann, der sie in ihren letzten Tagen begleitet hat und der für Margret ein wichtiger Berater war. Wie oft erwähnte Margret bei unseren morgendlichen Fachgesprächen seine Einschätzung als Außenstehender: „Richard hat dazu gemeint ….“
Ich bewundere ganz persönlich ihre Kraft, Bewusstheit und ihre Weisheit mit der sie den nahenden Tod annahm und uns allen zeigte, dass der Tod nicht das Ende sondern nur der Übergang in eine andere Form des Lebendigen ist.

Ich werde unsere philosophisch spirituellen Gespräche beim morgendlichen Kaffee im Labor vermissen.

Dr. Werner Mühlen, Münster im Mai 2010