Pressemitteilung 2005

Spenden für Tsunami-Opfer

Imker helfen Imkern in Sri Lanka

 

Vor etwas mehr als einem Jahr verwüstete der Tsunami weite Teile der

Küstenregionen in Südostasien. Viele Einwohner der betroffenen Regionen standen vor dem Nichts, darunter auch Imker. Mit der Aktion „Imker helfen Imkern“ wurden beträchtliche Spendengelder gesammelt, die jetzt in Sri Lanka eingesetzt werden, um die Imkerei des Landes wieder in Schwung zu bringen und den Menschen damit eine neue Existenz zu ermöglichen.

 

In der Märzausgabe 2005 des Deutschen Bienenjournals fand sich unter der Überschrift „Imker helfen Imkern“ ein Aufruf zu Spenden für die vom Tsunami betroffenen Imker in Sri Lanka. Die Spendenbereitschaft und die Reaktion der deutschen Imker waren beeindruckend. Vielerorts wurden von Vereinen, aber auch von einzelnen Imkern größere und kleinere Beträge auf das Konto von Apis e.V. überwiesen. So konnten wir schon im April eine erste Rate von 6.020 Euro an Prof. Punchihewa nach Sri Lanka überweisen. Herr Prof. Punchihewa hat Anfang der achtziger Jahre seine Doktorarbeit über das Fortpflanzungs-verhalten von Apis cerana als Doktorand des Oberurseler Bieneninstitutes erfolgreich durchgeführt. Anschließend war er viele Jahre für die Betreuung der Imker in Sri Lanka zuständig. Seit fünf Jahren hat er einen Lehrstuhl für landwirtschaftliche Zoologie an der Ruhuna Universität im Süden von Sri Lanka inne. In dieser Position ist er weitgehend unabhängig von Regierungsstellen und genießt nach wie vor das uneingeschränkte Vertrauen der Imker in Sri Lanka. In der Zwischenzeit sind erneut Spenden in Höhe von ca. 1.576 EUR eingegangen, so dass insgesamt 7.596 EUR von deutschen Imkern für die Imkerschaft in Sri Lanka gespendet wurden.

Mittlerweile ist auch ein erster Bericht von Prof. Punchihewa über die Tätigkeit des Projektes „Promote Apis cerana“ und den Einsatz unserer Spendengelder aus Sri Lanka eingetroffen, der hier kurz wiedergegeben wird.

Aufforstung und Bienenpflanzen

Den wenigen Küstenabschnitten, an denen die Flutwelle nur geringere Schäden angerichtet hat, waren zwei Dinge gemeinsam: Zum Ersten waren dort noch intakte Korallenriffe vorgelagert und zum Zweiten traf der Tsunami dort auf eine natürliche Barriere aus einheimischen Pflanzengesellschaften und Küstenwäldern. Daraus haben die für die Region zuständigen Behörden Konsequenzen gezogen. In vielen Bereichen wurde begonnen, die zerstörten Dörfer und küstennahen Siedlungen weiter ins Landesinnere zu verlegen. Im unmittelbaren Küstenbereich wird mit der Aufforstung begonnen. Mangroven, Pandanus und viele andere einheimische Gehölze des Küstenbereichs sind gute Bienenpflanzen und werden sicher zu einer wesentlichen Verbesserung der Tracht beitragen. Ein Teil der Spendengelder wurde zum Ankauf von Pflanzen und zur Unterstützung von Baumschulen eingesetzt, die sich auf einheimische Bienenpflanzen spezialisiert haben. Weiter sind Imkerkurse speziell für die Honigerzeugung in den Mangrovengebieten geplant.

Schneller Wiederbeginn mit Tonbeuten

Die durch den Tsunami verlorenen Bienenkästen (Holzmagazine) konnten bisher nur in sehr begrenztem Umfang ersetzt werden, da  viele Imker nicht über die dazu notwendigen Mittel verfügen. Der oft noch nicht fertiggestellte Bau eines Hauses hat meist alle vorhandenen Ersparnisse und Kreditmöglichkeiten ausgeschöpft.

Prof. Punchihewa hat sich dagegen entschieden, teure Holzmagazine mit Spendengeldern zu subventionieren. Mit den Spendengeldern wurde stattdessen eine einfache „Bienenbehausung“ aus Ton entwickelt, die den betroffenen Imkern für einen geringen Betrag angeboten wird. So können die Imker Schwärme anlocken und ohne weitere Verzögerung ihre Honigproduktion wieder aufnehmen. Die Umstellung auf die effektiveren, aber viel teureren Holzmagazine kann mit Beginn der Honigernte und den damit erwirtschafteten Mitteln später in Angriff genommen werden.

Weiter ist ein großer Bedarf an Rauchapparaten vorhanden, die bisher meist importiert wurden. Es wurde beschlossen, die Herstellung eines einfachen Rauchapparats in Sri Lanka in Angriff zunehmen. Die notwendigen Werkzeuge und Maschinen wurden in Indien bestellt. Sie sind aber noch nicht geliefert.

Von der Honigjagd zur Bienenhaltung

Einige Siedlungen an der Ostküste haben beschlossen, weiter im Landesinneren zu siedeln, direkt neben einem natürlichen Regenwald. Dieser Wald wird zurzeit von mehreren Honigsammlern genutzt, die dort wild lebende Bienenvölker aufspüren und deren Honig „rauben“.

Prof. Punchihewa und seine Mitarbeiter planen dort einen Lehr- und Demonstrationsbienenstand einzurichten, um den Übergang von der Honigjagd zu einer modernen Imkerei/Bienenhaltung zu erleichtern. Das Anlocken und Ansiedeln von natürlichen Schwärmen von Apis cerana und die ersten Schritte hin zu einer Imkerei mit Beuten aus Ton werden zunächst im Mittelpunkt stehen. Weiter wollen sie gemeinsam mit Siedlern eine Baumschule einrichten und einheimische Bienenpflanzen für den Einsatz im Küstenbereich vermehren.

Ausbildung eines Trainers

Dringend benötigt wird qualifiziertes Personal, das Imker vor Ort ausbilden kann. Daher bestand die Notwendigkeit, jemanden zu schulen. Die Entscheidung fiel auf Herrn Chamila Wijekoon. Er hat sein Studium mit dem Schwerpunkt Landwirtschaftliche Zoologie und Tierproduktion an der Ruhunia Universtät abgeschlossen und verfügt bereits über solide praktische Erfahrungen mit der Bienenhaltung in Sri Lanka. Als einer der besten Nachwuchsleute soll Chamila Wijekoon zukünftig eine wichtige Rolle beim weiteren Aufbau der lokalen Imkerei spielen. So haben wir der Bitte seiner Universität gerne entsprochen und für den Nachwuchswissenschaftler ein Trainingsprogramm organisiert. Seine Reisekosten (Flug von Colombo nach Frankfurt und zurück) wurden von Prof. Punchihewa aus Spendenmitteln bezahlt. Die Aufenthalts- und Materialkosten wurden aus Mitteln des Bieneninstituts und der Polytechnischen Gesellschaft bestritten. Ein Schwerpunkt der praktischen Ausbildung von Herrn Wijekoon waren die Aufzucht und Erzeugung von Königinnen. Auch in viele verschiedene wissenschaftliche Techniken, wie z.B. Spermazählungen bei Drohnen und in der Spermatheka von Königinnen, wurde er eingearbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt war die Prüftechnik von Pflanzenschutzmitteln auf Bienenverträglichkeit. Das wird in Sri Lanka von Nutzen sein, wo leider Bienenschäden durch unsachgerechten Einsatz von Insektiziden nicht selten sind. Zum Ende seiner Trainingszeit hat Herr Wijekoon erfolgreich bei den Feldversuchen zur Paarungsbiologie in Elsfleth mitgearbeitet. Auch hier liegt ein dringender Bedarf nach entsprechenden Forschungsprojekten in Sri Lanka vor. Um unbefriedigende Paarungsergebnisse der Apis-cerana-Königinnen zu verbessern, kann die Erfassung der Sammelplätze sowie der Flugdistanzen von Drohnen und Königinnen hilfreich sein.

Viele Chancen mit Apis cerana

Die hier wiedergegebenen Tätigkeiten von Herrn Prof. Punchihewa verdeutlichen, dass  eine nachhaltige Hilfestellung vor Ort mit den Spendengeldern umgesetzt wird. Auch hier zeigt es sich, dass gerade in der traditionellen Bienenhaltung mit der Asiatischen Honigbiene so viele Chancen stecken, mit geringer Starthilfe Perspektiven und Einkommensquellen zu gestalten. Die Initiatoren danken allen Spendern herzlich.

Das Spendenkonto wurde mittlerweile geschlossen und die restlichen Gelder nach Sri Lanka zu Prof. Punchihewa überwiesen. Wir bitten daher, keine weiteren Spenden auf das Konto von Apis e.V. zu überweisen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir erneut berichten, wie die Gelder vor Ort eingesetzt wurden.

 

Dr. Otto Boecking

LAVES – Institut für Bienenkunde Celle

Herzogin-Eléonore-Allee 5, 29221 Celle

info@bieneninstitut.de

 

Dr. Werner Mühlen

Landeswirtschaftskammer Nordrhein Westfalen, Referat 41 Tierproduktion, Bienenkunde 48147 Münster, Nevinghoff 40

werner.muehlen@lwk.nrw.de

 

Dr. Gudrun und Prof. Nikolaus Koeniger

Institut für Bienenkunde

FB Biologie der J.W.Goethe-Univ. Frankfurt Karl-von-Frisch-Weg 2, 61440 Oberursel bienenkunde@em.uni-frankfurt.de

Hilfe durch Bienen

Wie sehr sich das Leben vieler Menschen durch Bienenhaltung verbessern lässt, zeigt auch die Arbeit vieler englischer Entwicklungshilfeorganisationen, die mit Imkereiprojekten zur Armutsbekämpfung beitragen. Die wohl bekannteste nennt sich Bees for development, zu Deutsch „Bienen für Entwicklungshilfe“. Direktorin Nicola Bradbear und ihre Mitstreiter organisieren verschiedene Projekte und versorgen Imker in armen Gegenden mit Informationen. Das englischsprachige Magazin der Organisation wird in 130 Länder verschickt. Für die Imker vor Ort ist das Heft oftmals die einzige Informationsquelle. Finanziert werden die Abonnements über Patenschaften – Imker aus Großbritannien oder anderen Ländern finanzieren ein Abonnement für zunächst ein Jahr für einen Imker im Ausland.

Auch andere Organisationen, z.B. Bees Abroad („Bienen im Ausland“), unterstützen konkrete Imker-Hilfsprojekte, die sich durch Spendenmittel – meist von Imkern – finanzieren. Auf der Apimondia in Dublin nahm der Bereich „Bienen für ländliche Entwicklung“, der die verschiedensten Projekte in armen Ländern beleuchtet und sich zur Ideenbörse für Imker aus aller Welt entwickelt hat, großen Raum ein. Im Rahmen der Berichterstattung zur Apimondia werden wir Ihnen diese Sektion im Märzheft vorstellen.  Bec