Dipl. Biol. Rolf Witt

Umwelt- & Medienbüro Witt, Oldenburg

Was bringen Förderprogramme für Wildbienen, Hummeln und Wespen?

In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Projekten und Programmen auf den Weg gebracht, die die Förderung von blütenbesuchenden Insekten zum Ziel haben. Ansatzpunkt ist häufig die inzwischen auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt gewordene Problematik eines starken Rückgangs von Bestäuberpopulationen. Einhergehend mit einer fortschreitenden Umstrukturierung und Intensivierung der Agrarwirtschaft und Energiepflanzenanbaus sowie anderen großen Flächenbedarfs wird das Angebot an entomophilen Blütenpflanzen immer stärker eingeschränkt. Ein kontinuierliches Nahrungsangebot ist auch für Honigbienen vielerorts, vor allem in ländlichen Bereichen, nicht mehr vorhanden und führt zu Bestandseinbrüchen.

So wurde vor allem aus der Imkerschaft medienwirksam auf die Problematik hin-gewiesen, Lobbyarbeit geleistet und viele Blühstreifen- und Extensivierungsprojekte wurden initiiert. Mit dem positiven Bild und der hohen Akzeptanz der Honigbiene, aber auch der Hummeln, lässt sich dieses Thema sehr gut in der Öffentlichkeit vermitteln. Im Zuge dessen erfreuen sich auch die solitären Wildbienen eines immer größer werdenden Interesses bei der Bevölkerung.

Sogenannte Wildbienenhotels und Stechimmenwände erleben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom und das, obwohl die große Artenzahl und die sehr schwierige Bestimmung dieser Tiere den Zugang leider erschweren. Gerade Kinder, Jugendliche oder Gartenfreunde lassen sich schnell für die oft plüschig behaarten Wildbienen begeistern. Der große umweltpädagogische Wert wird zunehmend auch von Pädagogen erkannt und in vielen Projekten eingesetzt. Wenigen Menschen ist bekannt, dass neben Wildbienen vor allen auch Grabwespen und solitäre Faltenwespen in Nisthilfen leben. Gelegentlich kommen an guten Standorten auch gefährdete Arten vor. Im Einzelfall stammen sogar Erstnachweise von aus südlichen Regionen eingewanderten Arten aus Nisthilfen. Die Popularität der Nisthilfen bieten nun die große Chance auch diese Insekten bekannter zu machen. Positive Aspekte sind besonders deren Nützlichkeit als Schädlingsbekämpfer und übrigens auch eine oft verkannte Bestäubungsleistung bei bestimmten Pflanzen.

Leider muss ein Großteil der Nisthilfen und -wände nur als bedingt tauglich oder gar ungeeignet eingestuft werden. Das ist besonders bedauerlich, wird doch in die Projekte oft viel Herzblut und großes Engagement eingebracht. Dabei könnte mit einer besseren Projektplanung ohne viel Mehraufwand leicht ein signifikant besseres Ergebnis für Wildbiene & Co. erreicht werden. Ein Grund mag in einer noch weit verbreiteten mangelhaften Literatur und entsprechenden Informationen im Internet liegen. Gerade für Anfänger ist es schwer, zwischen guten und schlechten Beiträgen zu differenzieren. Selbst Naturschutzverbände geben teilweise noch fehlerhafte Informationen weiter. Schlechte, aber gut vermarktete Nisthilfen finden so weiterhin viele Abnehmer.

Projekte die sich explizit der Förderung oder dem Schutz von Wespen widmen, sind dagegen kaum vorhanden. Einzig die ehrenamtliche Beratung (und ggf. Um-siedlung) bei Hornissen- oder Faltenwespenproblemen ist hervorzuheben. Hier hat Niedersachsen, neben Baden-Württemberg, durch sein im Rahmen eines mehrjährigen Projektes ausgebauten landesweiten Berater- und Umsiedlernetz-werks eine Vorreiterposition inne. An die Berater und Umsiedler, übrigens mit einem hohen Anteil an Imkern, werden immer stärker auch Fragen bezüglich Wildbienen und Solitärwespen herangetragen. Berater leisten so wichtige Aufklärungsarbeit, gerade bei Personen, die sich sonst kaum mit Insekten beschäftigen. Ein Paradebeispiel ist die Hornisse, die sich von einem gefürchteten Insekt inzwischen zu einer durchaus positiv belegten Symbolart gemausert hat.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages ist eine kritische Betrachtung der Effekte von Rand- bzw. Blühstreifen-Projekten auf solitäre Stechimmen. Neben einigen positiven Beispielen gibt es eine Vielzahl von Projekten, die für seltene oder gefährdete solitäre Arten geringe oder keine positiven Effekte haben. Ein wichtiger Faktor sind sicherlich mangelnde Nistmöglichkeiten. Zusätzlich sind aber auch ungünstige Saatgutmischungen, die in erster Linie auf häufige soziale Bienenarten (Hummeln, Honigbiene) optimiert sind, dafür verantwortlich. Beispielhaft werden einige häufige und verbreitete Saatgutmischungen (Tübinger Mischung, Bienenschmaus u. a.) aus Sicht der Bedürfnisse solitärer Wildbienen und Wespen analysiert. Der potentielle Nutzwert für solitäre Arten ist häufig leider nur eingeschränkt. Hier muss noch stärker auf eine spezifische, regional abgestimmte Mischung geachtet werden, wodurch allerdings die Kosten steigen werden. Weitere entscheidende Faktoren sind die Nährstoffbedingungen im Boden und daraus resultierende Bearbeitungsmethoden, Projektlaufzeiten oder Förde-rungsbedingungen der Behörden,

Blütenreiche Ackerrandstreifen in intensiv genutzten, großen Agrarflächen stellen natürlich einen wichtigen ersten Schritt dar. Zumindest häufige Stechimmenarten profitieren von diesem Angebot, im Einzelfall auch seltenere Arten. Zudem ist der Verzicht auf Düngung und Pestizide hoch einzuschätzen. Landwirte und Bevölkerung werden so an eine Wertschätzung und Akzeptanz von Wildkräutern, Blütenbesuchern und extensiv bewirtschafteten Teilflächen herangeführt. Nur darf von einem bunten, optisch ansprechenden Blütenhorizont, der oft von eingeführten Kulturpflanzen oder Zuchtformen dominiert wird, nicht erwartet werden, dass er eine reiche autochthone Stechimmenfauna wirkungsvoll fördern kann.

Konzepte und Beispiele für eine qualitative Weiterentwicklung liegen teilweise vor. Mit einer gut konzipierten Projektplanung lassen sich Blühstreifen-/Acker-randstreifenprojekte optimieren. So wären auch häufiger nachhaltige und positivere Effekte für die Wildbienen- und Solitärwespenfauna erreichbar.