Apisticus-Tag 2012

Grußworte Apisticus-Tag Münster 2012
 
Samstag 11. Februar 2012 um 13:00: Brökers Backhalle
Speicher 10, Münster Coerde

Anrede …

Heute habe ich die Ehre den 21. Apisticus-Tag Münster zu eröffnen. Eine Fachtagung, die aus der Landschaft der Imkerei in Deutschland nicht mehr wegzudenken ist. Aus der anfänglichen Vortragstagung an der 3 Referenten zu einem festgelegten Themenbereich referierten ist eine zweitägige Fachtagung mit 12 Vorträgen in parallelen Sitzungen geworden, die von der größten Imkermesse im Norden Deutschlands begleitet wird. Neben spezifisch fachlichen Themen hat sich der Apisticus-Tag auch den künstlerischen Seiten der Bienenkunde geöffnet. Großes Interesse wird auch in diesem Jahr wieder die Kochvorführung von Christa Gebauer vom Rottaler Bienenhof finden, wenn sie heute und Morgen ein drei Gänge Honig-Menü zaubern wird. Die Via Mièle lädt nun schon zum dritten Mal zu kulinarischen Genüssen von herzhaft bis süß rund um Bienenhonig ein.

Der Apisticus-Tag ist eine junge, lebendige und moderne Tagung. Die Organisatoren versuchen den Bogen von der speziellen, praktischen und fachlich-wissenschaftlichen Ebene hin zu den Verbrauchern und Bienenfreunden zu schlagen, die sich für das Produkt Honig oder die ökologischen Aspekte der Bienenhaltung interessieren. Er öffnet sich mit der Imkermesse und der Via Mièle den Bürgern der Stadt, der Jungend und dem Nachwuchs. In der Naturheilkunde nimmt Apitherapie einen immer größeren Stellenwert ein. Der Apitherapie-Workshop und die Honigmassagen des Heilpraktikers Joachim Polik aus Bad Birnbach sind zum festen Wellness-Programm der Veranstaltung geworden. Aber auch auf der Messe ist Apitherapie nicht mehr wegzudenken.

Auf dem Apisticus-Tag kann man was lernen, man kann sich über die neuesten Errungenschaften der Imkereitechnik informieren, man kann diskutieren und fachsimpeln mit Kollegen, Erwerbsimkern, mit alten Hasen und Anfängern. Hier findet Kontakt und Vernetzung statt, hier öffnet sich die Imkerschaft einem breiten Publikum, hier findet der Kontakt zwischen dem landwirtschaftlichen Produzenten und dem Verbraucher statt.

Auch das von den Teilnehmern der letzten Veranstaltung gewählte Schwerpunktthema „Blühende Landschaften – Vitale Bienenvölker“ ist vor dem Hintergrund der drohenden Winterverluste aktueller denn je. Die Umfrage im Infobrief, die vom Mayener Institut, Herrn Dr. Otten, nun schon seit Jahren durchgeführt und ausgewertet wird, lässt hohe Verluste erwarten. Die ersten Meldungen von Totalverlusten und einer hohen Völkersterblichkeit in diesem Winter liegen vor und wir gehen davon aus, dass 30 % der Bienenvölker diesen Wintern nicht überleben werden. Nach wie vor liegt die Hauptursache bei der Varroa-Milbe, die jedes Jahr wieder Bienenvölker im Sommer und Spätherbst so sehr schädigt, dass sie es nicht über den Winter schaffen.

Neben einer sachgerechten und intensiven Behandlung der Völker ist auch die Versorgung der Bienen nach der Rapsblüte mit nahrungsreichen Pollen von entscheidender Bedeutung. Das Nahrungsangebot für Bienen in Städten und auf dem Lande zu verbessern, reichhaltiger und abwechslungsreicher zu gestalten, ist ein wichtiger Faktor zur Sicherung der Vitalität der Bienen. Gute Pollenversorgung führt zu gesunden Bienen und zu einem hohen Brutumsatz und damit zu starken, überwinterungsfähigen Völkern.

Brachen, Straßenränder, Flussufer und Ackersäume, um nur die augenfälligsten Flächen zu nennen, bilden ein dichtes Netz, das Lebensräume verbindet. Aber auch Brachen, nicht genutzte Flächen in der Landwirtschaft, Flächen, die „eh da“ sind, könnten bei entsprechender Pflege und Einsaat Nahrungsangebote für Insekten, Deckung für Wild und Schutz vor Erosion bilden und den Honigbienen und anderen blütenbestäubenden Insekten reichlich Nahrung bieten. Solche „Eh-Da“-Flächen wurden auf der Grünen Woche in Berlin erstmals in einer Podiumsdiskussion diskutiert und der Wortschöpfer Prof. Künast wird am Sonntag hierzu einen themenübergreifenden Grundsatzvortrag halten, auf den wir alle sehr gespannt sein dürfen.

Saatgutmischungen, die das Nahrungsangebot für Insekten und Bienen verbessern, werden vielfältig angeboten. Die Interessen von Landwirten, Imkern und Naturschützern unter einen Hut zu bekommen ist eine Aufgabe, der sich auch der Apisticus-Tag stellt. So wird es von verschiedenen Seiten Referate zu diesem Thema geben und der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker wird in seiner Aktion „Blühendes Band durchs Westfalenland“ die Diskussion zwischen den verschiedenen Interessensgruppen aufgreifen.

In der letzten Zeit macht die Durchwachsene Silphie als neue Energiepflanze für Biogasanlagen Schlagzeilen. Frau Dr. Illies vom Bieneninstitut in Bayern wird aus bienenkundlicher Sicht am Sonntag zu dieser Entwicklung Stellung nehmen. Die Durchwachsene Silphie ist auch deshalb von besonderem Interesse, da sie erst ab Juli und dann bis in den September hinein blüht. Sie stammt aus der Familie der Korbblütler und ist daher eine sehr attraktive Bienenweidepflanze, die mehrjährig, also ohne großen Arbeitsaufwand angebaut und genutzt werden kann.

Die Durchwachsene Silphie könnte eine mögliche Alternative zum windblütigen Mais darstellen und die Vielfalt auf den landwirtschaftlichen Flächen erhöhen. So sehen wir auch die Chance, dass Landwirtschaft und Imkerschaft an einem Strang ziehen um blühenden Landschaften zu schaffen und die Vitalität unserer Bienenvölker sichern.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen interessante und spannende Vorträge, lebhafte Diskussionen und einen erfolgreichen 21. Apisticus-Tag Münster.