Apisticus Tag 2007

Marianne Kehres

  

Daten zur Vermarktung und
wie Imker Absatzmärkte erweitern können

 

Wie sich die Vermarktungssituation in der Hobbyimkerei derzeit aktuell darstellt, wurde 2006 in einer bundesweiten Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen ermittelt. Die Ergebnisse von 2.847 zurückgesandten Fragebögen können wie folgt zusammengefasst werden:

 

-   Erwartungsgemäß vermarkten 85 % der Freizeitimker ihren Honig ab Haus/Hof. Darauf können diese Imker stolz sein, denn welches landwirtschaftliche Produkt kann sonst solch einen Erfolg über die Direktvermarktung verbuchen? Normalen Durchschnittskunden, die gewohnt sind, alles im Laden zu bekommen, kommt man damit allerdings nicht entgegen.

-   Andere Vermarktungsmöglichkeiten spielen derzeit eine geringe Rolle: Nur 7 % der Imker bieten ihren Honig auch in Einzelhandelsgeschäften an, 3 % auf Wochenmärkten und 1 % auch im Supermarkt.

-   14 % der Imker wollen ihre Völkerbestände wegen mangelndem Absatz reduzieren. Vor allem in Bayern, wo die Hobbyimkerei gegenüber den anderen Bundesländern noch besonders ausgeprägt ist, wollen dies sogar 21,5 % der Imker.

-   Als Gründe für Vermarktungsprobleme werden häufig folgende genannt: Ungünstige Lage des Wohnorts für die Direktvermarktung, häufige Abwesenheit aufgrund von Berufstätigkeit, oder Konkurrenz durch andere Imkern. Einigen liegt auch eine Vermarktung, die über Haus und Hof hinausgeht, einfach nicht.

In der Konsequenz bedeutet dies, dass Imker mit Vermarktungsproblemen bei alleiniger ab Haus/Hof-Vermarktung die Völkerzahl reduzieren, oder sich um einen „Mehrkanalvertrieb“ bemühen müssen. Bei der Vermarktung ab Haus/Hof muss der Kunde zum Produkt kommen. Deshalb bleibt der Kundenstamm meist klein - aber auch treu. Neue Zielgruppen werden unter diesen Umständen kaum angesprochen. Es stellt sich also die Frage, wie Hobbyimker ihre Vermarktungsmöglichkeiten realistisch erweitern können.

Einfache Möglichkeiten, wie der Verkauf beim Bäcker oder Metzger in Kommission, sind vielfach schon durch Kollegen besetzt und für die kontinuierliche Belieferung größerer Märkte reichen die erzeugten Honigmengen nicht. Dabei kann eine florierende Vermarktung ein zusätzlicher Anreiz sein, in der Imkerei ein lohnendes Hobby zu sehen. Gute Vermarktungsmöglichkeiten für den selbst erzeugten Honig ist eine wichtige Voraussetzung, die Imkerei beizubehalten, aufzustocken oder neu zu beginnen. Ein weiterer Engpass liegt beim Verhalten des Kunden. Der private Haushalt des Kleinimkers ist für ihn oft zu dezentral, für einige vielleicht sogar zu privat. Zeitliche Aspekte spielen zunehmend eine Rolle.

Fest steht, dass regionale Produkte bei aufgeklärten und anspruchsvollen Kunden immer beliebter und wichtiger werden. Honige mit ihren nach Lage, Jahreszeit und Jahrgang vielfältigen Geschmacksnuancen, sind geradezu dafür prädestiniert, als regionales Produkt angeboten und beworben zu werden. Imker sollten sich dies zunutze machen.

Vor diesem Hintergrund startete in 2005 die Aktion „Honiggemeinschaft Regionaler Imker“. Eine solche Honiggemeinschaft ist ein Zusammenschluss mehrerer regional ansässiger Hobbyimker zur Verbesserung ihrer Vermarktung. Die Honiggemeinschaft akquiriert dazu Möglichkeiten der gemeinschaftlichen vereinsübergreifenden Vermarktung über zentrale Verkaufspunkte wie Supermärkte/Einzelhandel oder Wochenmärkte und garantiert durch ihre Mitglieder die dazu erforderlichen Mengen. Sie kann von Vereinen oder von Einzelnen ausgehen, sollte aber vereinsübergreifend angelegt sein. I. d. R. haben die beteiligten Imker 5 bis 20 Völker. Über 25 Völker sollten es nicht sein. Mit der Begrenzung soll erreicht werden, dass die Unterstützung möglichst vielen Kleinimkern zugute kommt.

Das erste Projekt wurde in 2005 in einem REWE-Markt in Seelscheid im Bergischen Land realisiert. In 2006 folgte ein weiteres Projekt in einem REWE-Markt in Herdecke, Westfalen. In diesen Märkten bieten die teilnehmenden Imker ihre Honige zusammen in einem einzeln stehenden Regal unter gemeinsamem Logo an. Ein Mini-Flyer am Glas als Markenzeichen unterstreicht den Alleinstellungswert des regionalen Produktes und unterscheidet es von üblicher Handelsware. Alle Honige werden mit dem Namen des jeweiligen Imkers und einer Bonitur-Beschreibung ausgewiesen.

Den Umsatzzahlen angepasst sind mehr oder weniger Imker an dem Projekt beteiligt. Der Umsatz betrug in 2006 in Seelscheid ca. 80 Gläser im Monat, in Herdecke 180 Gläser. Im Regal stehen jeweils die Honige von 6 Imkern. Da aber nicht jeder Imker das ganze Jahr über liefern kann, mussten in Seelscheid 12 Imker an der Honiggemeinschaft beteiligt werden. Die Koordination eines Projektes übernehmen auf Dauer ein bis zwei ausgewählte Personen, die in den Verkaufstellen sozusagen das „vertraute Gesicht sind“. Eine Satzung fixiert Spielregeln von Anfang an und bestimmt auch die Voraussetzungen einer Teilnahme.

Da das Marketing auf „regionale Honige“ abhebt, ist der Zukauf von regionsfremden Honigen ebenso ausgeschlossen wie Honige von Wanderungen in regionsfremde Gebiete. Auf die Qualität der Honige wird höchster Wert gelegt, denn das Qualitätsmanagement entscheidet über den Erfolg eines Projektes. Honigqualität und Glasaufmachung müssen Prämierungsstand aufweisen. Dies ist absolut wichtig, weil die Honige als regionale Produkte nur diesen einen regionalen Markt haben. Wenn dieser durch Unprofessionalität und mangelnde Qualität einen schlechten Ruf erfährt, gefährdet man das ganze Projekt.

Das Projekt „Honiggemeinschaft“ ist mit vielen positiven Synergieeffekten verbunden.

Synergien in punkto Nachwuchsförderung:

-   Absatzschilfe für berufstätige Neuimker und Erleichterung der Vermarktung für Neuimker ohne festen Kundenstamm.

-   Kunden der Honiggemeinschaft erkennen durch die Vielzahl der beteiligten Kleinimker auf vorgelebte Art ein auch für sie realisierbares Hobby.

Synergien in punkto Völkerbestandserhaltung

-   .„Altimker“ werden durch die Honiggemeinschaft ermutigt, ihren Völkerbestand zu erhalten oder aufzustocken.

-   Der gesicherte Absatz fördert eine nachhaltigere Betriebsweise, bei der u. a. auch verstärkt auf die Gesunderhaltung der Völker geachtet wird

Da die gemeinschaftliche Vermarktung vereinsübergreifend stattfindet, werden Freundschaften gefördert und die Konkurrenz zwischen Vereinen und Imkern wird reduziert. Die Honiggemeinschaften, die nach dem vorgenannten Konzept arbeiten, treffen sich jeweils einmal im Jahr, um Erfahrungen auszutauschen. Dabei werden auch Konzepte und Unterlagen weiterentwickelt und interessierte neue Gemeinschaften beraten.

Imkerverband Rheinland e.V. Obfrau für Jung- und NeuimkerwerbungNöverhof 7, 53804 Much