Dr. Werner Mühlen

Landwirtschaftskammer NRW, Bienenkunde, Bad Sassendorf
Lebensraum Bienenvolk

Unter „Lebensraum“ versteht man das Habitat, in dem eine bestimmte Tierart vorkommt. Hierunter fallen klimatische und geografischen Faktoren des Ortes. Der Biotop hingegen ist die Gesamtheit aller abiotischen und biotischen Faktoren der Lebensgemeinschaft (Biozönose) eben an diesem Ort. Also neben Faktoren des Habitats auch andere Lebenformen, von Bakterien über Pilze bis hin zu Pflanzen und Tieren. Ein Biotop ist also sowohl ein Gysier, eine Regentonne oder unser Gartenteich, egal wie wir ihn pflegen und mit Lebewesen „bestücken“. Wenn also ein Flusslauf renaturiert wird, wird ein bestehender Biotop zerstört und durch einen anderen ersetztdessen Entwicklung wir im Detail nicht vorhersagen können. Der Naturschützer klassifiziert gern in wertvolle, erhaltenswerte oder zu schaffende Biotope und solche, die man verändern soll oder muss. Der Biologe wertet Biotope nicht, er beschreibt sie lediglich und ist fasziniert von deren Vielfalt, Struktur und der Entwicklungspotenz.

Als Bienenbiologe bin ich natürlich vom Lebensraum oder besser Biotop des Bienenvolkes fasziniert und begeistert von den Verflechtungen die der „Bien“ mit seiner Umwelt eingeht, von den Einflüssen, die er auf die Lebensräume in seiner Umgebung nimmt.

Dies soll Thema des Vortrags sein. Ich möchte zeigen, welche Tiere das „Habitat“ Bien für ihre Lebensäußerungen nutzen. Welchen Tieren bieten die Bienen Unterschlupf, Nahrung und Schutz. Welche Tiere leben von und mit den Bienen, fördern und begrenzen deren Lebensäußerungen.

Das Individum Biene andererseits greift durch seine Sammelflüge in viele Lebensgemeinschaften ein, lebt von ihnen oder dient ihnen als Nahrung. Sie schafft und gestaltet Lebensräume. Ob Spinne, Wespe, Schwalbe, Spitzmaus oder Wespenbussard, ihnen allen dient die Homnigbiene als Nahrung. Jedes Bienenvolk produziert an die 150.000 Bienen jedes Jahr, die diesen Beutegreifern als Nahrung dienen.

Der Vortrag von Patrick Kohl am heutigen Apisticus-Tag zeigte auf, dass wildlebende Honigvölker immer noch Teil unseres Ökosystems sind. Schwarzspechte schaffen Bruthöhlen für die Bienen, Varroamilben kurbeln die Evolution von Bienenvölkern an, die trotz Milbenbefall überleben und sich fortpflanzen.