Dr. Torsten Block
Syngenta Agro GmbH

Syngenta Bienenweide
- der Landwirt, der Imker und die Biene -
Projekte zur Verbesserung des Trachtangebots in der Agrarlandschaft

Blüten besuchende Insekten wie Honigbienen, Wildbienen, Fliegen, Wespen und Schmetterlinge haben eine entscheidende Funktion im Ökosystem. Etwa 80 Prozent der einheimischen Blütenpflanzen sind auf die Fremdbestäubung durch Insekten angewiesen. Ein Schlüssel für den Erhalt vitaler Bienenvölker ist die Verbesserung des Nektar- und vor allem des Pollenangebotes. Die Kulturlandschaft bietet heute zumeist ausreichende Nahrungsquellen im Frühjahr. Danach nimmt jedoch das Nahrungsangebot in den heutigen Kulturlandschaften kontinuierlich ab. Mit gezielt angelegten Blühflächen lässt sich die Versorgung der Bienen verbessern und bis in den Herbst hinein aufrechterhalten.

Ihren Ursprung hatten die Projekte zur Förderung von Blühflächen 2001 in Großbritannien, als Syngenta die Initiative „Operation Bumblebee“ startete. Die dort stark zurückgegangenen Populationen der bestäubenden Insekten, vor allem der Hummeln, sollten sich durch die Anlage von angepassten Blühstreifen wieder erholen. Über 1.000 Landwirte hatten es sich mit Partnern aus der Lebensmittelkette zur Aufgabe gemacht, zusätzliche Nahrungsquellen für bestäubende Insekten zu schaffen. Wissenschaftler dokumentierten in ihren begleitenden Untersuchungen, dass sich die Zahl bestäubender Insekten und Artenvielfalt innerhalb weniger Jahre signifikant erhöhen kann, wenn ausreichend Nahrungsquellen und Brutmöglichkeiten vorhanden sind.

Als „Operation Pollinator“ wurde die Bienenweide-Initiative 2009 in Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Portugal und Deutschland gestartet. Syngenta Deutschland begann in dem Jahr, an seinen Versuchsstandorten Bienenweiden anzulegen und die Diskussion um das Thema zu öffnen. Im Jahr 2010 erhielten 900 Landwirte kostenlos Saatgut zur Anlage einer Bienenweide. Die ursprünglichen Planungen basierten auf 150 Teilnehmern. Je nach Güte des Standortes haben sie die Tübinger oder die Brandenburger Mischung auf 1 Hektar Fläche ausgesät. Zusätzlich unterstützen Feldschilder und Informationsflyer die Teilnehmer darin, ihr Engagement für Blühstreifen auch in der Öffentlichkeit darzustellen und in Kontakt mit Anwohnern, Besuchern, Schülern oder auch Imkern zu treten. Durch die sehr positive Resonanz aus der Landwirtschaft konnte die Zahl der Teilnehmer im Jahr 2011 auf ca. 1600 gesteigert werden.

Mit der Initiative „Syngenta Bienenweide“ soll gezeigt werden, dass Umwelt- und Naturschutz in der Landwirtschaft einen hohen Stellenwert haben. Eine moderne sowie nachhaltige Landwirtschaft und der gleichzeitige Schutz von Bienen und bestäubenden Insekten sind miteinander vereinbar. Ziel ist es, einen beispielhaften Anstoß für eine Verbesserung der Nahrungssituation für bestäubende Insekten zu geben. Drei in 2009 und 2010 begonnene wissenschaftliche Begleitprojekte sollen Erkenntnisse liefern, um Landwirte bei der Auswahl von geeigneten Blühmischungen und bei der Anlage von Blühstreifen zu unterstützen.

Projekt "Standorteignung von Blühmischungen":
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim (IFAB) wurden bundesweit auf zehn Agrarstandorten zehn verschiedene Blühmischungen ausgesät mit dem Ziel, deren Standorteignung im Hinblick auf Blühmasse und Blühvielfalt im Vegetationsverlauf zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die wichtigsten Standortfaktoren die Wasserversorgung (Trockenheit) und der Unkrautdruck sind. Es wurde eine Entscheidungshilfe für Landwirte zum Ableiten der für den jeweiligen Standort geeigneten Blühmischungen entwickelt. Ein Vergleich unterschiedlicher Aussaatstärken an den zehn Standorten im Jahr 2011 zeigte, dass die Aussaatstärke nur einen geringen Einfluss auf die Blühmasse und -vielfalt der Blühstreifen hatte.

Projekt "Imker sucht Landwirt":
Das Neben- und Miteinander von Landwirtschaft und Imkerei muss möglich sein und ist nötig. Zahlreiche Artikel über Imkerei in Städten vermitteln den Eindruck, dass hier die Zukunft der Bienenhaltung liegt. Ein dreijähriges Projekt geht der Frage nach, wie die moderne Landwirtschaft dazu beitragen kann, die Standimkerei in der Agrarlandschaft zu unterstützen. Im Fokus stehen auch die Kommunikation von Landwirt und Imker und die Frage, wie sich eine gegenseitige Rücksichtnahme gestalten lässt. Deutschlandweit haben modelhaft sechs Landwirte und sechs Imker Partnerschaften gegründet, wobei die Landwirte jeweils 1 ha Bienenweide in der Nähe von Bienenständen mit je 8 Völkern aussäen. Volksentwicklung, Pollenversorgung, Ablegerbildung und Honigertrag werden im Jahresverlauf erfasst und wurden bisher als sehr positiv bewertet.

"Förderung von Wildbienen":
Seit 2009 haben Wildbienen-Experten an drei Standorten Blühstreifen auf ihren Einfluss auf die Artenvielfalt und -zahl der Wildbienen untersucht. Es konnte eine Vielzahl verschiedener Wildbienenarten nachgewiesen werden, darunter auch Rote-Liste-Arten oder Erstbeschreibungen für das jeweilige Bundesland, so z.B. die Schneeweiß-gebänderte Sandbiene (Andrena niveata) 2010 in Hessen. Es wurde aber auch deutlich, dass Wildbienen häufig viel spezialisierter auf ihre Trachtpflanzen sind als die Honigbiene und daher nicht jede Blühmischung auch die Entwicklung der jeweiligen Wildbienenpopulationen unterstützt. Entscheidend ist hierbei auch, wann die Streifen zu blühen beginnen und ob sich dies mit dem Aktivitätszeitraum der Wildbienen überschneidet. Hier kann es Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren geben z.B. durch Witterungseffekte oder späte Aussaat, die zu einem verspäteten Blühen der Streifen führen. Allgemein sind Blühmischungen mit einem hohen Anteil von Wildkräutern positiver für Wildbienen zu bewerten.

Nach drei Jahren Initiative "Syngenta Bienenweide" mit seinen verschiedenen Projekten lässt sich eine sehr positive Bilanz ziehen. Zuspruch und Interesse der Landwirte an Bienenweiden sind immens und waren in diesem Ausmaß nicht erwartet worden. Die Begleituntersuchungen haben wichtige Erkenntnisse gebracht, welche Standortfaktoren für die Auswahl geeigneter Blühmischungen wichtig sind und welche Ansprüche hier die Wildbienen stellen.

Damit aber die Zahl der Landwirte, die Blühstreifen freiwillig anlegen, steigt, ist es erforderlich, verschiedene bürokratische Hemmnisse für Landwirte abzubauen. Hier will die Firma Syngenta helfen, mit allen Beteiligten Lösungsansätze zu finden.